In seiner Katechesereihe zum Vaterunser führte Franziskus zum zweiten Teils des Jesus-Gebets über. Dieser Teil beginne "mit dem Geruch des Alltag" und zwar des Brotes, erläuterte Franziskus. Man bitte Gott um etwas, was nichts anderes bedeute, als dass der Mensch nicht selbstständig sei. Auch bedeute dies ganz schlicht auch, dass der Mensch sich ernähren müsse.
Jesus bitte die Gläubigen nicht um "raffinierte Anrufungen", sondern im Gegenteil, "alle menschliche Bedürfnisse mit ihren konkretesten und alltäglichsten Problemen" könnten zum Gebet werden. Es gehe also darum, im Gebet bei Gott um das zu bitten, was man für das Leben brauche. Und er lehre uns, dies zusammen "mit so vielen Männern und Frauen zu tun, für die dieses Gebet ein Schrei ist", so der Papst.
"Das Brot, das uns eines Tages anklagen wird"
Denn man dürfe nicht vergessen: es heißt nicht, "mein tägliches Brot gib mir heute" sondern "unser tägliches Brot gib uns heute". Der Papst betonte, dass es einen Unterschied gebe zwischen einem Ich-bezogenen-Denken und der Tatsache, dass man als Glaubensgemeinschaft ein Wir bilde.
Nur aus einer Haltung der Solidarität sei das Vaterunser ein wirklich christliches Gebet: "Wenn Gott unser Vater ist, wie können wir uns vor ihn stellen, ohne einander an der Hand zu nehmen?", fragte der Papst. "Und wenn wir das Brot, das er uns gibt, uns gegenseitig wegnehmen, wie können wir uns dann seine Kinder nennen?"
Weiter sagte er: "Das Brot, das wir vom Herrn im Gebet erbitten, ist das Brot, das uns eines Tages anklagen wird." Das Brot sei für die Menschheit geschenkt worden; es hätten jedoch nur einige gegessen. "Die Liebe kann so etwas nicht ertragen", sagte der Papst.
Gebet für hungernde Kinder in Kriegsgebieten
Weiterhin gedachte der Papst der hungernden Kinder in Krisen- und Kriegsgebieten. "Denken wir an die Kinder, die sich in Kriegsländern befinden: die hungrigen Kinder im Jemen, die hungrigen Kinder in Syrien, die hungrigen Kinder in vielen Ländern, in denen es kein Brot gibt, wie im Südsudan", sagte der Papst. "Erinnern wir uns an diese Kinder und denken wir an sie, indem wir gemeinsam mit lauter Stimme das Gebet sprechen: ,Vater, gib uns heute das tägliche Brot´."
Gott könne es nicht ausstehen, wenn das zur Verfügung stehenden Brot nicht verteilt werde. Das dürfe man nicht vergessen, fügte Franziskus an. "Wir müssen es uns gut merken: die Nahrung ist kein privates Gut", so der Papst. Das Essen gehöre allen und jeder müsse genügend davon zur Verfügung haben.
Das größte Wunder Jesu sei nicht die Brotvermehrung gewesen, sondern seine Bitte, dass jeder ihm etwas gebe. Auf diese Weise konnte er das Wunder vollbringen, durch die Beteiligung aller, schloss der Papst seine Katechese ab.