Dieses Jahr intensiviert Papst Franziskus den interreligiösen Dialog mit dem Islam deutlich. Seine Reise nach Marokko am Samstag und Sonntag wird im Vatikan als Teil einer dreifachen Initiative des Kirchenoberhaupts in die islamische Welt gesehen: Ihr erster Teil führte Franziskus im April 2017 nach Ägypten; Anfang Februar folgte die historische Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Ende März nun führt seine 2. Auslandsreise den Papst nach Marokko. Staatsreligion ist der Islam, ihm gehören daher fast alle der rund 35 Millionen Einwohner an. Schätzungen zufolge sind etwa 0,01 Prozent jüdischen Glaubens und rund 0,09 Prozent Christen.
Erster Papstbesuch seit 34 Jahren
Die Visite ist der erste Papstbesuch seit 34 Jahren. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte im August 1985 auf dem Rückweg einer mehrtägigen Reise durch verschiedene afrikanische Staaten König Hassan II. (1961-1999) besucht und sich für engere Beziehungen zwischen Christen und Muslimen ausgesprochen.
Ein ähnliches Anliegen verfolgt auch Franziskus. Als historischen Hintergrund nennt der Vatikan, wie schon zuvor bei der Arabienreise, das 800. Jubiläum der Begegnung des heiligen Franz von Assisi (1181/1182-1226) mit Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik (um 1180-1238) in Ägypten. Bei seinem zweitägigen Besuch in Marokko setzt der Papst, im Unterschied zu Abu Dhabi, jedoch auch über den interreligiösen Dialog hinaus Akzente: Auf dem Programm stehen neben dem Besuch einer Imamschule Begegnungen mit Migranten, der Besuch eines Sozialzentrums und ein Ökumene-Treffen. Gemäß dem Motto der Reise kommt der Papst als "Diener der Hoffnung".
Höflichkeitsbesuch beim Gastgeber
Am Samstag absolviert Franziskus zunächst wie üblich den Höflichkeitsbesuch beim Gastgeber. König Mohammed VI. (55), seit 1999 Staatsoberhaupt und religiöser Führer, empfängt im Königspalast der Hauptstadt Rabat. Seine erste Rede hält Franziskus am Samstagnachmittag auf dem Vorplatz der Hassan-Moschee.
Es wird sich zeigen, ob Franziskus' Rede ans marokkanische Volk, Vertreter der Regierung, der Zivilgesellschaft und dem Diplomatischen Korps ebenso eindrücklich wird. Der Papst hätte jedenfalls hier die Gelegenheit, Probleme des Landes - etwa die mangelnde Achtung einiger Menschenrechte, Korruption oder hohe Jugendarbeitslosigkeit - anzusprechen.
Den interreligiösen Dialog kann er am frühen Abend beim Besuch der Imamschule "Institut Mohammed VI" vertiefen. Die nach dem König benannte Einrichtung finanzierte dieser mit umgerechnet rund 22 Millionen Euro, heißt es. 800 Ulema - Religionsgelehrte des Islam - aus verschiedenen Ländern, Männer wie Frauen, werden dort ausgebildet. Neben Marokko kommen die Schüler aus Mali, Frankreich, Libyen, Nigeria, Tunesien oder der Elfenbeinküste. Ein Grußwort des Papstes ist laut offiziellem Vatikanprogramm nicht vorgesehen; laut dem Erzbistum Rabat jedoch schon.
Kirche in Marokko stark von Migranten geprägt
Die Kirche in Marokko wird stark von Migranten geprägt, zudem ist der Mahgreb-Staat sowohl Ziel, Transit- wie auch Ursprungsland von Migranten. Bei seinem Treffen mit Einwanderern am Sitz der Caritas des Erzbistums Rabat könnte der Papst zum Ende seines ersten Besuchstags daher Migration als weiteres Thema setzen.
Am zweiten Tag der Marokkoreise verschiebt sich der Fokus vom interreligiösen Dialog zur Ökumene: Am Sonntagmorgen trifft Franziskus in der Kathedrale von Rabat Priester, Ordensleute und den Ökumenischen Rat der Kirchen. Hier hält er seine zweite Ansprache der Reise. Die Minderheit der Christen in Marokko dürfte Franziskus im Glauben und ihrer Einheit stärken und ihnen Mut machen. Ähnliches gilt für die große Schlussmesse am Sonntagnachmittag im "Prince-Moulay-Abdellah-Stadion". Die Sportanlage im Südwesten Rabats soll auf den Rängen etwa 60.000 Sitzplätze bieten. Die Zahl der Katholiken in Marokko beziffert der Vatikan auf etwa 23.000; es gibt nur zwei Erzbistümer im Land: Rabat und Tanger.
Der Erzbischof von Rabat, Cristobal Lopez, erhofft sich vom Papst, dass er die Minderheit der Katholiken im Land in ihrer Position stärken kann. "Für die Marokkaner ist diese Reise sehr wichtig, weil sie in gewisser Weise eine Anerkennung der Bestrebungen des Landes zu einem moderaten Islam des Dialogs und der Toleranz darstellt", sagte er dem italienischen Pressedienst SIR.