DOMRADIO.DE: Party und Handy auf der einen Seite und Gott und Demut auf der anderen. Acht Tage haben Jugendliche in einem Kloster verbracht. Das klingt nach einem Experiment. Sie haben es gesehen. Ist das Experiment gelungen?
Bruder Paulus Terwitte (Kapuzinermönch): Nein, das Experiment ist nicht gelungen, weil der Kern des Ordenlebens kaum eine Rolle gespielt hat. Dazu zählt etwa, dass man von Gott berührt ist, dass man dann sein Leben neu bedenken will. Da ging es eigentlich nur um äußere Formen. Die Schwestern haben zwar versucht, über ihre Liebe zu Gott zu sprechen, aber für die Mädchen war das eigentlich nicht der richtige Weg, dass sie von denen, die eine Gotteserfahrung gemacht haben, in ihren Herzen getroffen werden.
DOMRADIO.DE: "Rosenkranz statt Randale", so ist das Motto der Sendung. Wie viel Rosenkranz und wie viel Randale waren da letztendlich drin?
Bruder Paulus Terwitte: Von beidem habe ich nicht viel gesehen. Zwischendurch hat es mich an bekannte Doku-Soap-Sendungen erinnert. Ein bisschen haben mir die Schwestern Leid getan. Sie haben sich bereit erklärt, sich und ihr Leben mal im Fernsehen zu zeigen - eigentlich mit dem Gedanken, dass die Lebensform attraktiv sein kann. Aber es ist nicht gelungen, weil es letztlich nur um Gottesdienste ging oder Gartenarbeiten und sonst um Verzicht. Das Ordensleben ist ja sehr viel reicher.
DOMRADIO.DE: Die Jugendlichen, die da in das Kloster gekommen sind, sind es nicht gewohnt, früh aufzustehen. Ohne Handy geht auch nicht so viel. Konnten sie am Ende trotzdem so etwas wie Wertschätzung für das Leben im Kloster entwickeln?
Bruder Paulus Terwitte: Ich glaube, sie haben schon Wertschätzung entdeckt, in dem Sinne, dass da Frauen sind, die ihre Omas sein könnten und die es gut mit ihnen meinen. Diese jungen Leute haben manchmal Familien-Hintergründe, in denen ihnen eine stabile Beziehung kaum noch angeboten worden ist. Das war sicher eine gute Erfahrung für diese jungen Frauen. Aber wie es geht, das Evangelium zu leben, das haben sie kaum gesehen. Ich kenne die Schwestern und was sie sonst so machen. Der soziale Einsatz, der aus dem Gebet folgt und die Begegnung mit Menschen am Rande, das hat gar keine Rolle gespielt. Man muss auch sagen, dass sich natürlich die Schwestern am Ende auch aus Liebe zu diesen Mädchen diesem Experiment geöffnet haben.
DOMRADIO.DE: Wie ging es den Schwestern? Haben Sie von den Jugendlichen etwas lernen können?
Bruder Paulus Terwitte: Das hat mir am meisten gefehlt. Ich wünschte mir eine zweite Sendung, wo eben dann Schwestern in die Party-Welt der Jugendlichen mitgehen und dort sehen, was sie machen. Denn das ist der eigentliche Auftrag der Kirche. Und so haben wir als Ordensleute an vielen Stellen gearbeitet. Wir gehen zu den Menschen, leben mit ihnen und zeigen ihnen, dass man auch anders über das Leben denken kann, als einem die Konsumwelt das erzählt. Ich habe selber auch schon erlebt, dass Menschen anfangen zu staunen und tiefgründigere Fragen zu stellen.
DOMRADIO.DE: Kirche und Unterhaltungssendungen, das ist nicht immer ganz so einfach. Meinen Sie, Kirche sollte sich da ein bisschen mehr trauen und öfter bei solchen Formaten mitwirken?
Bruder Paulus Terwitte: Ich glaube, dass es immer sinnvoll ist zu zeigen, wie man im Hintergrund lebt und was einem wirklich wichtig ist. Ich finde gut, dass Kirche auch bei solchen Formaten einfach mal mitmacht. Aber man muss immer wissen: Es ist wie der Sämann, der aufs Feld geht und seine Saat aussät. Welches Korn dann aufgeht, das muss man Gott überlassen.
Das Interview führte Carsten Döpp.