TV-Serien vermitteln positives Priesterbild

Öffentlich-rechtliche Sender setzen auf den guten Seelsorger

Die katholische Kirche steckt aufgrund des Missbrauchsskandals in einer existenziellen Krise. Derweil setzt das Fernsehen in der Unterhaltung nach wie vor auf glaubwürdige Priestertypen und Nonnen. Ob das dem angeschlagenen Image der Kirche hilft?

Autor/in:
Barbara Just
Die ZDF-Serie "Tonio und Julia" mit Pfarrer Tonio Niederegger (Maximilian Grill) und Familientherapeutin Julia Schindel (Oona Devi Liebich) / © Erika Hauri (dpa)
Die ZDF-Serie "Tonio und Julia" mit Pfarrer Tonio Niederegger (Maximilian Grill) und Familientherapeutin Julia Schindel (Oona Devi Liebich) / © Erika Hauri ( dpa )

Als Anne Will mit ihren Gästen diskutierte, wie entschlossen die katholische Kirche gegen Missbrauch kämpft, interessierten sich 2,74 Millionen Zuschauer dafür. Laut Statistik war dies seit September die schwächste Quote für die Talkrunde. Da mag der Eindruck entstehen, die Leute glaubten nicht mehr daran, dass diese Institution sich zu ändern vermag. Viele kehren ihrer Kirche und dessen Bodenpersonal schon den Rücken.

Klischees und Harmoniezwang

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sind glaubwürdige Vertreter des Priesterstandes zumindest in Unterhaltungsserien immer noch gern gesehen. Ab 7. März startet das ZDF mit vier neuen Folgen von "Tonio & Julia". Eingebettet in traumhafter oberbayerischer Landschaft, werden die Geschichten des katholischen Pfarrers Tonio Niederegger (Maximilan Grill) erzählt. Er bildet mit der Familientherapeutin Julia Schindel (Oona Devi Liebich), die in der Lebens- und Familienberatung arbeitet, ein Dream-Team. Einst Klassenkameraden, die sich mehr als schätzten, versuchen sie mittlerweile, professionell für die Menschen da zu sein.

Auch wenn ein Kritiker nach der Ausstrahlung der ersten Folgen 2018 die Geschichten "klischeehaft" nannte, die Resonanz der Zuschauer sei sehr positiv gewesen, heißt es beim ZDF. Im Zentrum steht die kirchliche Beratungsstelle. Seelsorge und Psychotherapie seien Hilfsangebote, die jeweils individuell auf den Menschen in seiner Not eingingen. Auch interessiere es, wie es mit Tonio und Julia weitergehe, ihre Beziehung sei "spannungsreich und unterhaltsam".

Auf dem Sendeplatz, wo zuletzt "Der Bergdoktor" sich um seine Patienten kümmerte, darf also nun der einfühlsame Seelsorger ran. So steht er einer Mutter bei, die am Krankenbett um ihren schwer verunglückten Sohn bangt. Obwohl diese Frau mit der Kirche ihre Probleme hat, wie sie freimütig einräumt, schafft es der Geistliche, ohne anbiedernd zu wirken, in dieser Ausnahmesituation mit ihr ein Gebet zu sprechen.

Pfarrer Tonio sei zeitgemäß

Dieser Pfarrer sei eine "moderne, zeitgemäße Figur", deren Besonderheit nicht allein sein Status ausmache, sondern seine "innere Überzeugung für das Priesteramt", argumentiert der Sender. Seine seelsorgerische Kompetenz habe Vorbildfunktion, wirke aber nicht abgehoben oder weltfremd. "Er vertritt selbstbewusst seinen Glauben, der zunächst ein Angebot ist, und damit öffnet Tonio den Blick auf eine Spiritualität, die vom Inneren ausgeht." Das Zitat stammt von der ZDF-Pressestelle. Ein Vertreter der Kirche hätte es als Arbeitsbeschreibung wohl nicht schöner formulieren können.

In der schon länger laufenden ZDF-Reihe "Frühling" hat es Dorfhelferin Katja Baumann (Simone Thomalla) auch mit einem Pfarrer zu tun. Von Autorin Natalie Scharf sei dieser bewusst als ein zugewandter, das Dorf verbindender Geistlicher gezeichnet worden, der humorvoll und emotional involviert sei, so der Sender. Johannes Herrschmann spielt diesen Priester, der den Einsatz der Dorfhelferin und ihre bisweilen ungewöhnliche Herangehensweise zu schätzen weiß.

Neue Staffel "Um Himmels Willen"

Geschätzt wird auch das Engagement von Schwester Hanna (Janina Hartwig). Ihr Zuhause ist das Kloster Kaltenthal in der ARD. Ende März startet die 18. Staffel von "Um Himmels Willen". Die Streitigkeiten zwischen der Ordensfrau und dem schlitzohrigen Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) erzielen himmlische Quoten. Der Erfinder der Reihe, Drehbuchautor Michael Baier, sagte einmal über seine Protagonistinnen: "Meine Nonnen kämpfen heldenhaft - auf verlorenem Posten sozusagen - und verkörpern so etwas wie die Sehnsucht der Menschen nach einem tieferen Sinn."

Unter den fiktiven Vertretern der katholischen Kirche taucht hin und wieder ein echter auf: Der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler machte sich zuletzt einen Namen als Bestsellerautor und wirbt missionarisch dafür, Kirche neu denken zu lernen. Bisweilen spielt er sich selbst in TV-Produktionen. Wenn eine Trauung oder seelsorgliche Gespräche anstehen, heißt es im Drehbuch, etwa bei Franz Xaver Bogner: "Ab hier Schießler."


Pfarrer Schießler in seinem Element / © Katharina Ebel (KNA)
Pfarrer Schießler in seinem Element / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
KNA