Papst fordert in Marokko Einrichtung legaler Fluchtwege

"Niemand ist menschlicher Ausschuss"

23.000 Katholiken in Marokko sind Migranten. Für sie und für alle Menschen auf der Flucht forderte der Papst einen Ausweg aus der Illegalität. Auf seiner Reise in Marokko besuchte das Kirchenoberhaupt auch ein Sozialzentrum. 

Papst Franziskus besucht ein Sozialzentrum in Temara, Marokko / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus besucht ein Sozialzentrum in Temara, Marokko / © Paul Haring ( KNA )

Papst Franziskus hat bei einem Treffen mit Migranten in Marokko die Einrichtung legaler Fluchtwege gefordert. Dies sei nötig, um Schleusern die Grundlage zu entziehen, betonte er am Samstagabend bei dem Treffen in einem Caritas-Zentrum in der Hauptstadt Rabat.

Schutz und Integration wichtig

Gleichzeitig verurteilte er kollektive Abschiebungen ohne vorherige Einzelfallprüfung. Zahlreiche Migranten versuchen, von Marokko über das Mittelmeer nach Spanien zu gelangen.

Die weltweite Flüchtlingskrise bezeichnete das Kirchenoberhaupt als "Wunde, die zum Himmel schreit". Nötig seien verstärkte Bemühungen um Aufnahme, Schutz, Förderung und Integration von Migranten. "Schutz beginnt bei der Anerkennung der Tatsache, dass niemand menschlicher Ausschuss ist."

Für die nächste Generation kämpfen

Nachdem Kinder von Migranten aus dem südlichen Afrika ihm zu Ehren einen Tanz aufgeführt hatten, fügte er von seinem Redemanuskript abweichend hinzu, Kinder bedeuteten Hoffnung. "Für sie müssen wir kämpfen!"

Franziskus forderte bei dem Treffen in der Sozialstation verstärkte Bemühungen zum Schutz der Menschen entlang der Transitrouten in Afrika. Diese seien häufig Orte der "Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch aller Art".

Besonders gefährdet seien Frauen und unbegleitete Minderjährige. Für die Zielländer können Migranten nach den Worten des Papstes eine Bereicherung sein, wenn deren Beitrag wertgeschätzt, Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit bekämpft werden.

Sonderstatus von Jerusalem erhalten

Zuvor hatte Franziskus gemeinsam mit König Mohammed VI. einen Appell für den Erhalt des Sonderstatus von Jerusalem unterzeichnet. Die Stadt müsse als "Ort der Begegnung und Symbol friedlichen Zusammenlebens" erhalten werden. Dafür sei es unerlässlich, den "multireligiösen Charakter" Jerusalems und den freien Zugang der Gläubigen der drei monotheistischen Weltreligionen zu den Kultstätten zu wahren.

Der Vatikan hatte mit Besorgnis auf die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem reagiert, das Palästinenser und Israelis als Hauptstadt beanspruchen.

Besuch kirchliches Sozialzentrum

Am Sonntag hatte der Papst dann ein katholisches Sozialzentrum südlich der Hauptstadt Rabat besucht. Rund 50 Mitarbeiter und Besucher des Zentrums erwarteten den Papst, der viele persönlich begrüßte.

Die Einrichtung in Temara wird von Ordensschwestern und freiwilligen Helfern betrieben. Sie bieten Bedürftigen gesundheitliche Hilfe, Bildungsmöglichkeiten für Kinder wie Erwachsene und eine Mensa. Das Zentrum ist zudem auf die Versorgung von Brandwunden spezialisiert.

Bei den Personen, die die Leistungen des Zentrums in Anspruch nehmen, handelt es sich um Nichtchristen. Das Bildungsangebot für Kinder umfasst auch muslimischen Religionsunterricht.


Quelle:
KNA , epd