Papst zieht regierungskritischen Bischof aus Nicaragua ab

Zum Angriffsziel geworden

Papst Franziskus hat den regierungskritischen Weihbischof Silvio José Báez aus Nicaragua abberufen. Er habe nach der Entscheidung geweint, sagte Baez im Gespräch mit der nicaraguanischen Tageszeitung.

 (DR)

Der nicaraguanische Weihbischof Silvio Baez soll einem Zeitungsbericht zufolge auf Wunsch von Papst Franziskus einige Wochen in Rom bleiben. Das berichtet die Tageszeitung "El nuevo Diario" unter Berufung auf Managuas Erzbischof, Kardinal Leopoldo Brenes. Baez erklärte auf einer Pressekonferenz in Managua am Mittwoch, er habe nach der Entscheidung des Papstes geweint, weil dies bedeute, dass er nicht physisch bei seinem Volk bleiben könne.

"Es schmerzt mich sehr"

Er habe auch nicht darum gebeten, das Land verlassen zu dürfen, akzeptiere aber mit Gehorsam die Entscheidung. "Es schmerzt mich sehr, nicht mehr bei dem von Gott so geliebten Volk von Nicaragua sein zu können", zitierte ihn die Tageszeitung.

Báez und andere Geistliche unterstützen Regimegegner, die von Polizisten und paramilitärischen Gruppen verfolgt werden. So sind sie selbst zum Angriffsziel geworden. Der Bischof sagte am Mittwoch, dass es im vergangenen Jahr Pläne gegeben habe, ihn zu töten. Darüber habe ihn die US-Botschaft informiert. Dabei seien ihm konkrete Hinweise über den Ort und die möglichen Attentäter gegeben worden.

Die katholische Kirche vermittelt immer wieder in den Gesprächen, mit denen Oppositionelle und Vertreter der Regierung des Präsidenten Daniel Ortega nach Lösungen zur Beilegung des Konflikts in dem Land suchen.

Die Amerika-Sprecherin von Amnesty International, Erika Guevara-Rosas, äußerte Bedauern über die Entscheidung des Papstes, eine der "ethisch wichtigsten Stimmen zur Verteidigung der Menschenrechte" aus dem Land abzuziehen. Der oppositionelle Schriftsteller Sergio Ramírez bezeichnete das "erzwungene Exil" von Báez auf Twitter als schweren Schlag im Kampf für Demokratie in Nicaragua.

Land befindet sich in Krise

Nicaragua erlebt seit April 2018 eine Krise mit landesweiten Protesten gegen die Regierung von Präsident Daniel Ortega. Seit Beginn kamen rund 500 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Nicaraguas Kirche kritisierte immer wieder in scharfer Form Menschenrechtsverletzungen der Regierung.

Weihbischof Baez gehörte dabei zu den schärfsten Kritikern des Ortega-Regimes. Während der Proteste gewährte er bedrohten Studenten in seiner Kirche Schutz. Über den Kurznachrichtendienst Twitter informierte Baez die Bevölkerung über Menschenrechtsverletzungen der Sicherheitskräfte. Inzwischen folgen ihm auf Twitter etwa 140.000 Menschen.


Politische Krise in Nicaragua  / © Alfredo Zuniga/AP/ (dpa)
Politische Krise in Nicaragua / © Alfredo Zuniga/AP/ ( dpa )
Quelle:
KNA , epd