Nach dem verheerenden Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ist der Brand nach Angaben der Feuerwehr "vollkommen unter Kontrolle". Wie Medien am Dienstag unter Berufung auf Einsatzkräfte weiter berichteten, gab es am Morgen lediglich noch einzelne Glutnester. Demnach konnten die Grundsubstanz der Kirche sowie die Fassade mit den beiden Haupttürmen gerettet werden. Offenbar ebenso wie wichtige Gemälde, Kunstgegenstände und Reliquien, darunter auch die traditionell verehrte Dornenkrone Jesu. Über 400 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Medienberichten zufolge wurde ein Feuerwehrmann schwer verletzt. Der Brand hatte weltweit Entsetzen ausgelöst.
Das Feuer war am Montagabend ausgebrochen, Flammen und meterhohe Rauchwolken standen über dem Hauptschiff. Der gesamte Dachbereich brannte. Wie es zu dem Brand kam, wird derzeit untersucht. Möglich ist ein Zusammenhang mit Renovierungsarbeiten am Dachstuhl. Der 96 Meter hohe hölzerne Vierungsturm aus dem 13. Jahrhundert brannte aus und stürzte ein. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte einen Wiederaufbau von Notre-Dame zu.
Reaktionen vom Papst und aus der ganzen Welt
Papst Franziskus hat sich persönlich an den Erzbischof von Paris und die Franzosen gewandt und sie zum Wiederaufbau der Kathedrale ermutigt. Er hege den Wunsch, dass mit dem Einsatz aller das Gebäude als "Herz der Stadt" und "architektonisches und spirituelles Erbe von Paris, Frankreich und der Menschheit" wiederhergestellt werden könne, schrieb der Papst am Dienstag an Erzbischof Michel Aupetit.
"An diesen heiligen Tagen, an denen wir des Leidens Jesu, seines Todes und seiner Auferstehung gedenken, versichere ich Ihnen meine geistige Nähe und mein Gebet", so Franziskus.
Er verbinde sich in der Trauer mit den Katholiken des Erzbistums, den Einwohnern von Paris und allen Franzosen, schrieb der Papst. Die Katastrophe habe ein "nationales Symbol" getroffen, das den Bürgern von Paris und Frankreich unabhängig von ihren Überzeugungen am Herzen liege. Franziskus nannte Notre-Dame das "architektonische Juwel eines kollektiven Gedächtnisses" sowie ein Zeugnis des Glaubens und des Gebets der Katholiken im Herzen der Stadt.
"Furchtbar traurig"
Weltweit reagierten Vertreter von Kirche und Politik mit Trauer und Entsetzen. Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit rief zum Gebet und zur Zuversicht auf. Der Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas, äußerte sich auf Twitter "furchtbar traurig" über "den Verlust, den dies für die Katholiken unseres Landes und alle Franzosen bedeutet". Der Rektor der Pariser Großen Moschee, Dalil Boubakeur, twitterte: "Bitten wir Gott, dieses für unsere Herzen so wertvolle Denkmal zu bewahren."
Mit "Schock und Trauer" reagierte der Vatikan auf die Nachricht. Man sei den Katholiken und allen Menschen in Frankreich nahe, erklärte Vatikansprecher Alessandro Gisotti.
Kardinal Marx ist fassungslos
Mit Fassungslosigkeit und Erschütterung hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auf den verheerenden Brand reagiert. In einem Brief an den Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, schreibt Kardinal Marx: "Was gestern mit Ihrer Bischofskirche Notre Dame geschehen ist, lässt sich nicht in Worte fassen. Ich übermittle Ihnen, den Gläubigen des Erzbistums Paris und allen Menschen Frankreichs meine tief empfundene Anteilnahme."
Mit dem Feuer und der weiten Zerstörung von Notre Dame sei das Herzstück des katholischen Glaubens in Paris ebenso getroffen worden wie eines der Wahrzeichen ganz Frankreichs und Europas.
Ein Wahrzeichen wurde zerstört
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erklärte am Abend: "Berlin und Paris verbindet seit 1987 eine enge Freundschaft und Partnerschaft, daher berührt es uns in Berlin besonders, wenn dieses herausragende Wahrzeichen zerstört wird." Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete Notre-Dame auf Facebook als das "spirituelle Zentrum, so etwas wie die Seele von Paris".
Auch Hamburgs katholischer Erzbischof Stefan Heße zeigte sich schockiert: "Diese Kirche ist ein Symbol des Glaubens weit über Paris hinaus", sagte er am Dienstag in Hamburg. Seit Jahrhunderten werde in dieser Kathedrale gebetet und Gottesdienst gefeiert, so Heße. Auch er selbst habe dort schon die Messe mitgefeiert. Für unzählige Menschen sei sie eine geistliche Heimat. "Meine Gedanken sind heute bei ihnen. Es ist ein sehr großer Verlust."
Auch Hamburgs evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs bekundete ihre Trauer. Menschen in aller Welt stünden erschüttert vor der Verwüstung von Frankreichs bedeutendster Kirche, sagte sie am Dienstag. "Zu Beginn der Karwoche, die ja ohnehin eine Zeit der Trauer ist, wissen wir uns mit den Christinnen und Christen Frankreichs einig in Gedenken und Gebet."
Wunsch nach Wiederaufbau
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn erklärte im ORF, er wünsche sich, dass die Kathedrale wiederaufgebaut werde. "So muss es den Menschen gegangen sein, als am 12. April 1945 der Stephansdom gebrannt hat." Der Jüdische Weltkongress drückte seine Solidarität mit Frankreich und der katholischen Kirche aus.
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers hat sich von den Bildern der brennenden Kathedrale von Notre-Dame in Paris "bis ins Mark erschüttert" gezeigt. Er sei dort mehrfach zu Gast gewesen und habe die Kathedrale "als einen Ort erlebt, wo Menschen Sicherheit, Orientierung und Geborgenheit finden", sagte der Bischof des Bistums Dresden-Meißen am Dienstag.
"Die Kathedrale ist ein Ort voller Hoffnung und Sehnsucht der Menschen, ein Zeugnis des christlichen Glaubens", erklärte Timmerevers. "Nun mussten wir erleben, wie verletzlich und zerbrechlich diese Kathedrale ist, an der Menschen über Jahrhunderte zur Ehre Gottes gebaut haben. Dass dieses Refugium für die Menschen aus Paris, Frankreich und aller Welt nun massiv zerstört ist, berührt mich zutiefst."
"Der Brand in Notre-Dame geht mir zu Herzen"
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich schockiert über das Feuer in Notre-Dame in Paris geäußert. "Der Brand in Notre-Dame geht mir zu Herzen", schrieb Schick am Dienstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Er leide mit den Franzosen, für die die Kathedrale ein Symbol ihrer Nation sei. "Sie muss bald restauriert werden", so der Erzbischof. Zugleich zeigte er sich erleichtert, dass die Dornenkrone Christi aus dem Inneren gerettet werden konnte. Sie sei seinem Namenspatron, dem heiligen Ludwig, so kostbar gewesen, erklärte Schick.
"Symbol Frankreichs und unserer europäischen Kultur"
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, schrieb am Montagabend, es tue weh, diese "schrecklichen Bilder" zu sehen. "Notre-Dame ist ein Symbol Frankreichs und unserer europäischen Kultur." Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sprach Frankreichs Katholiken Anteilnahme aus. "Notre-Dame ist mehr als ein Kirchenbau; sie ist euer Zentrum und für alle Europäer ein wunderbarer Ort."
Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay forderte eine schnelle Beurteilung der Schäden. Schon in den ersten Stunden müssten strategisch wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die frühgotische Kathedrale Notre-Dame wurde zwischen 1163 und 1345 erbaut. Sie wird jährlich von 12 bis 14 Millionen Menschen besucht.
"Ein großes europäisches Wahrzeichen"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland gebeten, den Wiederaufbau von Notre-Dame in Paris zu unterstützen. Er nehme gerne die entsprechende Bitte des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron an die Europäer auf, sagte Steinmeier am Dienstag im Berliner Schloss Bellevue. "Es ist nicht nur ein großes Bauwerk, es ist ein großes europäisches Wahrzeichen, Wahrzeichen europäischer Kultur und ein wichtiges Dokument europäischer Geschichte". Frankreich sei in dieser Stunde nicht allein, betonte das Staatsoberhaupt.