Graue Pflanztröge in Form von Schiffen sind mit rosafarbenen Bellies und dunkelroten Ranunkeln bepflanzt. Auf den Gehsteigen weisen gelb und weiß gemalte Fische den kurzen Weg von der Heilbronner Innenstadt zur Bundesgartenschau (Buga).
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, qua Amt Schirmherr der Buga, eröffnete am Mittwoch die grüne Megaveranstaltung, die erstmals eine Garten- mit einer Stadtausstellung kombiniert.
"Kirchengarten" ist Ruheinsel und Zufluchtsort
Zur knapp 40 Hektar großen Schau unter dem Motto "Blühendes Leben" werden bis 6. Oktober mehr als zwei Millionen Besucher erwartet. Auch die Kirchen beteiligen sich an dem Mammut-Parkprojekt. Ihr 1.000 Quadratmeter großer "Kirchengarten" ist im "Inzwischenland" angesiedelt, einem von fünf Bereichen - oder "Atmosphären" - der Buga.
Es verbindet Altes und Improvisiertes. Hier finden sich in einem ehemaligen Schuppen der Deutschen Bundesbahn die 23 wechselnden Blumenschauen und ein Energiewald aus 1.700 schnell wachsenden Pappeln, die nach Ende der Buga verwertet werden. In dem Trubel der Gartenschau sei der "Kirchengarten" eine Ruheinsel und Zufluchtsort, erklärte der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst.
Auf der "Sommerinsel" geht es leicht und luftig zu. Neu entstandene Seen, eine hügelige Landschaft und das Neckarufer wecken Urlaubsgefühle. Zwei Leichtbau-Pavillons, einer aus Glas- und Kohlefasern und einer aus Holz nach dem Vorbild einer Seeigel-Hülle, entstanden in einer robotischen Produktion. Ihre Bauteile lehnen sich an biologische Strukturen an.
Zwischendrin: Pinke, blaue, grüne Beete
Die "Forscherinsel" stellt das Ende März neu eröffnete Heilbronner "experimenta Science Center" in den Mittelpunkt. An und in dem futuristisch anmutenden Bau aus gestapelten Fünfecken dreht sich alles um eine leicht zugängliche Vermittlung von Technik und Naturwissenschaften.
Zwischen den Bereichen leuchten die Beete nicht nur in blütenpink, wasserblau, wiesengrün und baumgrün, den Leitfarben der Buga, sondern in allen erdenklichen Schattierungen. Die Grenzen der Rabatten wirken nicht wie mit dem Lineal gezogen, sondern beschwingt, fließend und naturnah.
Mittendrin die "Stadt im Werden", ein neues Stadtquartier im Neckarbogen, das bereits von bis zu 800 Menschen bewohnt ist. Im Jahr 2040 sollen hier rund 3.500 Menschen ein neues Zuhause und etwa 1.000 einen Arbeitsplatz gefunden haben.
"Die neuen Ufer"
Dieser Teil der Buga gefiel dem Bundespräsidenten besonders gut: Schließlich gebe es heutzutage kaum ein Thema, das wichtiger sei als Wohnen - das aber auch bunt gemischt sein müsse. Getrennte Lebenswelten sorgten für Mauern in den Köpfen, und die gelte es zu verhindern, sagte Steinmeier. Und zwar unideologisch, mit bewusster Planung, der Gesellschaft verpflichtet.
So wie auf der Buga, deren Gelände man seine frühere Existenz als Industriebrache nicht mehr ansieht. Der Bereich "Die neuen Ufer" zeigt die Umwandlung einer Flusslandschaft, es geht um den Kontrast zwischen Industrie- und naturnaher Kulturlandlandschaft mit hoher Artenvielfalt, für die auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Buga-Eröffnung wirbt.
"Es ist unsere Entscheidung, ob wir unsere Gärten als Steinwüsten gestalten oder als grüne Oasen, in denen es summt und brummt", sagte der Grünen-Politiker. Wie zum Beweis schnattern zahlreiche Enten und Gänse über dem Alt-Neckar, und gegenüber des experimenta-Schiffes in der Nähe des neuen Stadtviertels brütet direkt neben dem Fußgängersteg in aller Ruhe ein Schwan.
Von Silke Uertz