DOMRADIO.DE: Kardinal Kasper sagte im DOMRADIO.DE Interview, wir sollten uns nicht auf diese eine Frage der Weihe versteifen, wenn es um die Frauenrechte geht. Denn Frauen spielen auch jetzt schon eine große Rolle für die Kirche. Was sagen Sie dazu?
Irmentraud Kobusch (Vorsitzende Netzwerk "Diakonat der Frau"): Das stimmt natürlich. Und natürlich ist auch die Forderung, die an vielen Stellen erhoben wird, Frauen mehr Leitungspositionen zuzusprechen, völlig in Ordnung und völlig richtig. Aber es gibt genügend Frauen, die sehnen sich aufgrund ihrer Berufung nach der Weihe. Und die fühlen sich von der Kirche ausgeschlossen, wenn ihre Berufung zu einem Weiheamt nicht einmal geprüft wird, geschweige denn anerkannt wird. Von daher ist es an der Stelle eine Frage der Gerechtigkeit, den Ausschluss von Frauen immer wieder laut und deutlich zu benennen, den Ausschluss von den Weiheämtern.
DOMRADIO.DE: Geprüft und diskutiert wird das Ganze durch die vom Papst eingesetzte Kommission, die im Dezember ihre Ergebnisse vorgelegt hat. Man kann nicht sagen, dass die Kirche das Thema ignoriert.
Kobusch: Na ja. Die Kommission hat ja nicht ihre Ergebnisse vorgelegt, sondern die Kommission hat im Juni letzten Jahres ihre Arbeit dem Papst vorgelegt und seitdem ist aus Rom offiziell nichts zu hören. Das, was Sie vom Dezember benennen, sind einzelne Kommissionsmitglieder, die ihre Ansicht außerhalb der offiziellen Verlautbarungen kundgetan haben. Da gibt es sehr unterschiedliche Signale. Wir haben Signale, dass Kommissionsmitglieder sagen, die Lage ist sehr schwierig und Frauen sind nie geweiht worden. Es gibt andere Kommissionsmitglieder, die sagen, selbstverständlich war das historisch eine Weihe. Von daher ist die Antwort auf die Arbeit der Kommission, die offizielle Antwort, noch völlig offen. Wir sind immer noch der Meinung, dass es notwendig ist, laut und deutlich zu sagen, der Diakonat der Frau wäre möglich
DOMRADIO.DE: Und das machen Sie auch laut und deutlich. Es gibt die verschiedensten Aktionen, zum Beispiel jetzt im Mai die Aktion Maria 2.0, wo Frauen ausgehend vom Bistum Münster, aber auch in anderen Regionen, eine Woche in Streik treten und ihre Dienste nicht machen wollen. Denken Sie, das bringt etwas? Ist das Ihrer Meinung nach der richtige Weg?
Kobusch: Ich denke, es ist ein Zeichen dafür, dass die Geduld der Frauen am Ende ist und dass Frauen zu allen möglichen Symbolhandlungen greifen, um ihren Unmut – und das ist ein wirklicher Unmut – laut zu äußern. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Art des Protestes wirklich Erfolg hat. Wir als Netzwerk “Diakonat der Frau“ setzen eher auf Dialog und auf konstruktive argumentative Arbeit, nicht so sehr auf öffentlichkeits- und medienwirksame Aktionen. Dennoch habe ich großes Verständnis für alle Frauen, die sagen, es reiche ihnen.
DOMRADIO.DE: Sie setzen sich schon seit über 20 Jahren dafür ein. Wenn ich in Ihrer Situation wäre, wäre ich wahrscheinlich ein bisschen frustriert, dass sich nach 20 Jahren immer noch nicht großartig etwas verändert hat, oder?
Kobusch: Ja und nein. Ich denke, unsere Kirche und alle, die sich für den Diakonat der Frau einsetzen, lieben diese Kirche von Herzen. Unsere Kirche hat immer lange Wege gebraucht, Erneuerungen sind nie über Nacht gekommen und es haben schon in der Geschichte Frauen einen sehr langen Atem haben müssen, wenn sie sich Reformen erhofft haben oder auch einfach ihre Berufung leben wollten. Von daher, glaube ich, ist eine beharrliche geduldige Ungeduld notwendig. Das klingt sehr paradox, aber ich denke, das ist das, was uns in unserer Kirche ausmacht. Es geht nicht so schnell und ich bin überzeugt: der Diakonat der Frau wird kommen.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.