Rakowski stellt mit seiner überwiegend katholischen Bevölkerung eine Ausnahme in Bulgarien dar. Landesweit beträgt der Katholikenanteil weniger als ein Prozent.
Bei seiner Ankunft wurde Franziskus von zahlreichen Gläubigen vor der Herz-Jesu-Kirche willkommen geheißen. Die Feier in Rakowski versammelte praktisch den gesamten Jahrgang von katholischen Kindern landesweit, die erstmals bei einer Messe die Kommunion empfangen.
Franziskus bestärkt die Rolle der Kinder in der Kirche
In seiner Predigt bestärkte Franziskus die Rolle der Kinder in der Kirche. Das biblische Wunder der Brotvermehrung habe begonnen "mit den Händen eines Kindes, das brachte, was es hatte: fünf Brote und zwei Fische". Manche Wunder könnten nur geschehen, wenn Erwachsene ein Herz wie Kinder hätten, das fähig sei, zu teilen, zu träumen, zu danken und zu vertrauen.
"Der Herr braucht euch, um das Wunder zu verwirklichen, mit seiner Freude viele von euren Freunden und Familienangehörigen zu erreichen", sagte der Papst. Es handle sich um "das Sakrament der ersten Kommunion und nicht der letzten" fügte er hinzu. In einer ungewöhnlichen Geste teilte der Papst die Kommunion persönlich an die Kinder aus.
Franziskus trug die Predigt nach seinem Skript auf Italienisch vor. Anschließend wandte er sich direkt an die Kinder und hielt mit Hilfe eines Dolmetschers einen kurzen Dialog mit ihnen. Die Jungen und Mädchen antworteten mit Applaus.
Papst Franziskus besucht Flüchtlingszentrum in Sofia
Am Morgen hatte Papst Franziskus ein Zentrum für Flüchtlinge und Migranten am Stadtrand von Sofia besucht. Das als privat bezeichnete Treffen fand in einem ehemaligen Schulgebäude im Stadtteil Vrazhdebna nahe dem Flughafen statt. Dabei traf er mit rund 50 Erwachsenen und Kindern zusammen, die hauptsächlich aus Syrien und Irak stammen.
Bereits am Sonntag hatte Franziskus an Regierung und Politiker appelliert, sich Migranten nicht zu verschließen; Bulgarien selbst kenne das "Drama der Auswanderung", sagte er. Den im Dezember in Marokko beschlossenen UN-Migrationspakt hatte Bulgarien ebenso wie Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei den UN-Migrationspakt abgelehnt. In der Frage der Sicherung der EU-Außengrenzen vertritt das Land einen harten Kurs.
Erfahrungsberichte
Beim Besuch des Papstes in Vrazhdebna erzählte ein seit fünf Jahren in Bulgarien lebender afghanischer Flüchtling von seinen Erfahrungen. Eine Freiwillige der Caritas berichtete von ihrer Arbeit. Die anwesenden Kinder sangen für Franziskus ein Lied und schenkten ihm selbstgemalte Bilder.
Das Zentrum Vrazhdebna ist eines von dreien in der bulgarischen Hauptstadt und sechs im ganzen Land. Angelegt waren die Einrichtungen ursprünglich für etwa 5.000 Flüchtlinge. Mit den knapp 20.000 Schutzsuchenden, die 2015 und 2016 die Route über den östlichen Balkan nahmen, war die Infrastruktur des Landes überfordert. Im November 2018 ermahnte die EU Bulgarien zu Verbesserungen der Einrichtungen und des Umgangs mit Migranten.
Im vergangenen Jahr kamen aufgrund des Grenzzauns sowie der Präsenz der Europäischen Grenzagentur Frontex nur noch knapp 2.600 Migranten, die meisten aus Afghanistan, Irak, Syrien und Pakistan. Von den 2.540 Asylanträgen wurden laut Landesstatistik fast alle Syrer, aber kaum Afghanen und nur jeder zehnte aus Irak anerkannt. Bulgarien, das an die Türkei grenzt, ist für Flüchtlinge meist nur ein Durchgangsland, da sie in der Regel nicht in dem ärmsten EU-Land bleiben wollen.