Mit seiner Ernennung zum Weihbischof hat Christian Würtz nach eigenen Angaben nicht gerechnet. "Nie! Ich bin kaum richtig als Münsterpfarrer und Freiburger Dekan angekommen und möchte hier gerne noch einiges bewegen", so der 47-Jährige. Aber Papst Franziskus hat den gebürtigen Karlsruher auf Vorschlag von Erzbischof Stephan Burger ausgewählt, und so wird Würtz nach seiner Weihe am 30. Juni im Freiburger Münster Deutschlands jüngster Bischof sein. Und mit Weihbischof Peter Birkhofer und Burger an der Spitze der 1,8 Millionen-Gläubigen-Diözese zwischen Bodensee, Schwarz- und Odenwald stehen.
Aufgaben in der Seelsorge vor Ort wie in der Bistumsleitung und bei der strategischen Kirchenentwicklung gibt es genügend: Gerade hat die Universität Freiburg eine drastische Prognose veröffentlicht, wonach sich die Zahl der Katholiken in den nächsten vier Jahrzehnten halbieren könnte. Im Südwesten sind Strukturreformen angelaufen, die auf Priestermangel und Gläubigenschwund reagieren sollen. Auch die langfristigen Folgen des Missbrauchsskandals in der Kirche sind kaum absehbar.
"Ganz klar, wir brauchen Reformen in der Kirche", sagt Würtz
"Ganz klar, wir brauchen Reformen in der Kirche. Glaube kann nie im luftleeren Raum stattfinden, sondern muss sich immer dem Dialog mit der Gesellschaft stellen", sagt Würtz. Resignation und Rückzug, das sind für den künftigen Weihbischof keine Optionen. "Ich bin weiter fest davon überzeugt, dass der christliche Glaube eine tolle Botschaft für jeden bereit halten kann." Kirche dürfe sich nicht in "eine Sackgasse" manövrieren, sondern müsse mit Zuversicht, Freude und Fantasie auf die Menschen zugehen, glaubt Würtz. "Die befreiende und freudige Kraft unseres Glaubens - die möchte ich wieder stärker sichtbar machen." Das könne über persönliche Kontakte, Gottesdienste, Seelsorge und Caritas, aber vielleicht auch über die sozialen Medien gehen. Würtz selbst ist auf der Fotoplattform Instagram aktiv.
Konkret wünscht er sich beispielsweise bessere und zielgerichtete Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien. So könnten Familien aus einer Stadt oder Region für besondere Gottesdienste und Aktionen regelmäßig zu einem zentralen Gottesdienst zusammen kommen.
Volkskirchlich geprägtes Umfeld
Würtz stammt aus einem stark volkskirchlich geprägten Umfeld: Mit zwei Geschwistern engagierte er sich früh in einer katholischen Pfarrei in Karlsruhe, etwa beim Jugendverband KJG und in der Ministrantenarbeit. Bereits nach dem Abitur überlegte er, Theologie zu studieren, entschied sich dann aber doch für Jura - um Richter zu werden. "Die Idee, Priester zu werden, hat mich dann aber nicht mehr losgelassen." Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen und noch parallel zur juristischen Promotion begann er in Freiburg sein Theologiestudium, das er in Kirchengeschichte ebenfalls mit dem Doktortitel abschloss.
Als Vikar arbeitete Würtz zwei Jahre lang in der Seelsorge und wurde 2010 Pfarrer im Vorderen Kinzigtal. "Nah bei den Menschen sein, das ist mir wichtig. Und das soll auch als Weihbischof auf keinen Fall verloren gehen", hofft Würtz. Dass er gut mit Menschen kann, ist in seinem Umfeld aus der Münsterpfarrei allenthalben zu hören. Seit Herbst ist er dort Pfarrer und Freiburger Stadtdekan. Und viele hoffen, dass er nach der Bischofsweihe wenigstens noch eine Weile weiter seinen Job als leitender Freiburger Geistlicher behält. "Noch ist nichts entschieden", sagt Würtz.
Er möchte deshalb das Gespräch mit Burger suchen. Meist sind Weihbischöfe indes von der regulären Gemeindearbeit freigestellt und übernehmen Leitungsaufgaben für die gesamte Diözese - etwa das Spenden des Firmsakraments in den Gemeinden vor Ort - und repräsentative Aufgaben. Würtz kommt in kirchlich bewegten Zeiten in oberste Führungsverantwortung. Bundesweit und weltkirchlich werden Reformthemen wie Frauen und Zölibat diskutiert. Mit Burger stimmt er überein, dass eine Lockerung des Ehelosigkeitsgebots für Pfarrer denkbar wäre. Zur "Frauenfrage" - also dem Ruf nach Priesterinnen - wollte sich Würtz nicht positionieren.