Die Eisheiligen sind in diesem Jahr pünktlich

Polarluft direkt aus dem Norden

"Wenn's an Pankratius friert, wird im Garten viel ruiniert." Viele Bauernregeln beschäftigen sich mit den Eisheiligen. In diesem Jahr zeigen die "gestrengen Herren" und eine Dame ihre Kraft mal wieder.

Autor/in:
Christoph Arens
Eisheilige - Gänseblümchen mit Raureif  / ©  Stephan Rech (epd)
Eisheilige - Gänseblümchen mit Raureif / © Stephan Rech ( epd )

Gefühlt regieren die Eisheiligen schon seit Tagen. Nach 13 Monaten in Folge, die deutlich zu warm waren, macht der Wonnemonat Mai Anstalten, unterdurchschnittlich abzuschließen, wie der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag vermutete. Und jetzt kommen auch noch die Eisheiligen pünktlich und zeigen ihre Kraft. Ab Sonntag fließt Polarluft direkt aus dem Norden nach Deutschland. Zumindest für die Nacht zum Sonntag und die Nacht zum Montag prognostiziert Meteorologe Bernd Hussing vom Deutschen Wetterdienst mancherorts Bodenfrost oder Frost in Bodennähe.

"Der Montag wird wohl der kälteste Tag", vermutet Hussing. Dann soll es langsam und stabil aufwärts gehen. Dabei sind die Prognosemodelle für die kommende Woche noch sehr widersprüchlich: Zwischen 14 und 20 Grad sind drin - je nachdem, ob sich Sonne oder Regen durchsetzen. Allerdings: Ein kühler Mai mit Temperaturen von ein bis zwei Grad unter Durchschnitt ist keineswegs ungewöhnlich. "Wir sind nur verwöhnt durch eine lange Periode mit höheren Werten", sagt der Meteorologe.

Namenstage die katholische Kirche zwischen Samstag und dem 15. Mai

Als "Eisheilige" werden die Heiligen bezeichnet, deren Namenstage die katholische Kirche zwischen Samstag und dem 15. Mai feiert. Mammertus (11. Mai) war im fünften Jahrhundert Bischof im französischen Vienne.

Pankratius (12. Mai) wurde ein Jahrhundert früher in Rom als Märtyrer hingerichtet, und Servatius (13. Mai) war im vierten Jahrhundert Bischof im belgischen Tongern. Mit dem am 14. Mai gefeierten heiligen Bonifatius ist nicht der als "Apostel der Deutschen" bekannte angelsächsische Benediktinermönch gemeint, sondern ein gleichnamiger sizilianischer Märtyrer aus dem vierten Jahrhundert. Die einzige Frau unter den Eisheiligen, die Mailänderin Sophia (15. Mai), im Volksmund als "kalte Sophie" bekannt, starb im zweiten Jahrhundert in Rom als Märtyrerin.

Was haben sie mit dem Wetter zu tun?

Eigentlich haben die besagten Heiligen nichts mit dem Wetter zu tun. Die Bezeichnung "Eisheilige" rührt daher, dass häufig an ihren Namenstagen eine Wetterperiode mit Zufuhr arktischer Meeresluft einsetzt, die als kritisch für die Landwirtschaft gilt. Hintergrund ist, dass sich im Mai der europäische Kontinent deutlich schneller aufheizt als das umgebende Meer. An der Grenze von Warm und Kalt entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis Mitteleuropa bringen können. Dann droht der letzte Frost und damit eine große Gefahr für die Ernte.

Nach Angaben der Wetterforscher sind die Eisheiligen ihrem Ruf in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings immer seltener gerecht geworden: Die Kaltlufteinbrüche kamen häufiger deutlich früher. Fröste traten dabei jedoch seltener auf. Gelegentlich wurden die Eisheiligen bei Temperaturen über 25 Grad Celsius sogar zu "Schweißheiligen".

Neuere Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass die Häufigkeit von Kaltlufteinbrüchen Mitte Mai vor allem im süddeutschen Raum deutlich unter 50 Prozent liegt. Viele Experten führen die Veränderungen auch auf den Klimawandel zurück.

Schafskälte, Tag der "Kalten Sophie" und zahlreiche Bauernregeln

Neben den "Eisheiligen" gibt es noch andere Witterungsereignisse, die im Jahreslauf relativ regelmäßig eintreten: etwa die Schafskälte um den 10. Juni oder der Siebenschläfertag am 27. Juni. Verkompliziert wird die Berechnung solcher Wetterphänomene allerdings durch die Gregorianische Kalenderreform von 1582, in deren Folge mehrere Tage aus dem Kalender gestrichen wurden. Der Tag der "Kalten Sophie" (15. Mai) lag vor der Reform auf dem Tag, der heute dem 22. Mai entspricht.

Als Zäsur zwischen dem "Winterfrost" und den sommerlich warmen Tagen fanden die Eisheiligen schon im 15. Jahrhundert im "Heiligen Namenbuch" des Konrad Dankrotzheim Erwähnung: "Pancratius und dann noch wol drie und die jungfrowe Sante Sophhie - darnach let sich der sumer an."

Zahlreiche Bauernregeln befassen sich mit den frostbringenden Heiligen: "Pankratius hält den Nacken steif, / sein Harnisch klirrt vor Frost und Reif", heißt es beispielsweise ganz martialisch. Und: "Pankrazi, Servazi, Bonifazi / sind drei frostige Bazi / und am Schluss fehlt nie / die kalte Sophie".


Quelle:
KNA