72 Stunden Einsatz für andere - oder 4.320 Minuten oder 259.200 Sekunden. Bald ist es soweit: Der Countdown zur Hilfsaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) läuft. Vom 23. bis zum 26. Mai, dem Sonntag der Europawahl, wird gemeinsam angepackt, um für die Allgemeinheit Gutes zu tun. Landauf landab pflanzen Jugendliche zum Beispiel Gärten an, reinigen Seen oder frischen in der Fußgängerzone die Erste-Hilfe-Kenntnisse der Passanten auf.
Praktisch vor Ort – für eine offenere Gesellschaft
Drei Tage gemeinnützige Arbeit: Was für manche wie eine Erziehungsmaßnahme klingt, ist für die Teilnehmer der 72-Stunden-Aktion eine "Herzensangelegenheit". Unter dem Motto "Uns schickt der Himmel" wollen die freiwilligen Helfer bundesweit "die Welt ein Stückchen besser machen". Die Schirmherrschaft haben Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Kardinal Reinhard Marx übernommen, dazu unterstützen zahlreiche Politiker und andere Prominente die Aktion in den Regionen.
Nicht nur reden, sondern handeln und dabei ganz viel Spaß haben: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene engagieren sich vor Ort praktisch und konkret für eine offenere und solidarischere Gesellschaft. Auch junge Leute aus anderen Ländern und Religionen arbeiten mit.
Zum zweiten Mal läuft die Initiative des Dachverbands vieler katholischer Jugendorganisationen bundesweit. An der ersten 72-Stunden-Aktion im Juni 2013 hatten sich rund 175.000 Kinder und Jugendliche in 4.000 Gruppen beteiligt. Die Aktion ist auch eines von drei beispielhaften Projekten, die die Deutsche Bischofskonferenz auf Wunsch des Papstes bei der Jugendsynode im Herbst 2018 im Vatikan vorgestellt hatte.
"Do-it" oder "Get-it"
Beim Mitmachen können sich die Jugendgruppen zwischen der "Do-it" und der "Get-it Methode" entscheiden. "Get-it" heißt, sie melden sich an und bekommen ein Projekt zugeteilt. Bei der "Do-it-Variante" schlagen sei selbst eine Aktion vor. Im oberbergischen Kreis östlich von Köln zum Beispiel haben sich mehrere Gruppen der KjG (Katholische junge Gemeinde) zusammengetan für den Naturschutz. Zusammen bauen sie sogenannte Insektenhotels und verteilen Samen für Blühwiesen. Für das Motto "KjGreen" haben sie ihr Verbandskürzel kreativ umgestaltet.
"Die Jugendlichen brennen darauf, dass es endlich losgeht", verrät Projektbetreuer Torsten Wolter. Mit Stichsäge, Hammer und Feile zimmern sie dann großzügige Insektenheime. Die fertigen "Hotels" wollen sie anschließend an die Bürgermeister von Engelskirchen und Lindlar übergeben. Aber nicht nur das: "Für Nachhaltigkeit sorgen wir dann, indem wir auch später immer wieder nach den Insektenhotels sehen", so Wolter.
Nicht nur katholische Jugendgruppen können mitmachen
Auch in Bayern fiebern viele Jugendliche auf ihre Projekte hin. Wenn dann etwa im oberbayerischen Tegernsee der Startschuss fällt, sind die DLRGler (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) dort bereits in voller Tauchermontur. Ihr Ziel: der Grund des Sees. Ihre Mission: den Seeboden von Unrat wie Bierflaschen, Maßkrügen und anderem Müll befreien. Auch der Uferbereich soll sauberer werden.
"Beim letzten Mal haben wir sogar einen Kinderwagen gefunden und sind schon gespannt, was diesmal alles im Wasser liegt", erklärt DLRG-Jugendleiterin Katharina Rau. Die Motivation sei besonders groß, denn "für manche ist es das erste Mal, dass sie im Freigewässer tauchen und schnorcheln dürfen".
Aber auch die "Get-it-Variante" hat ihren besonderen Reiz, denn wenn die Organisatoren ein Projekt zuteilen, sind Überraschungen garantiert. Die Gruppen haben bis kurz vor dem Start keine Ahnung, was in den 72 Stunden auf sie zukommt. Bei beiden Varianten können die Gruppen außerdem die zusätzliche "Connect-it-Option" wählen. Dann setzen zwei Gruppen ihr Projekt gemeinsam um.
Neben katholischen Jugendgruppen können auch Schulklassen, Jugendeinrichtungen und andere Gruppen mitmachen. Die Anmeldung auf der Website www.72stunden.de ist noch bis kurz vor dem Start möglich. Bis jetzt haben sich rund 80.000 Jugendliche in etwa 3.300 Aktionsgruppen angemeldet.