In der Basilika der Unbefleckten Empfängnis, dem Nationalheiligtum der katholischen Kirche der USA, ging Gregory in seiner Predigt am Dienstag (Ortszeit) nicht ausdrücklich auf die Missbrauchskrise ein. Er forderte aber die Kirchenführer auf, Fehlverhalten einzugestehen und versprach, eigene Fehler zuzugeben.
Der frühere Erzbischof von Atlanta wurde in Anwesenheit von acht Kardinälen und 50 Bischöfen von rund 3.000 Gottesdienstbesuchern mit Applaus begrüßt. Gregory, der nun die politisch wichtigste US-Diözese leitet, beschrieb seinen Vorgänger Wuerl in seiner Ansprache als geschätzten Freund.
Eher liberal und progressiv
Gregory gilt weithin als eher liberal und progressiv. Im konservativen Lager ist seine Haltung zu Abtreibung und Homosexualität umstritten. Während Unterstützer in ihm einen Hoffnungsträger und profilierten Kämpfer gegen sexuellen Missbrauch sehen, werfen Vertreter von Opfern ihm vor, selbst Missbrauchsfälle in der Vergangenheit nicht konsequent aufgeklärt zu haben.
Zuletzt forderte Gregory in einem Interview nachdrücklich die Einbeziehung von Laien bei der Missbrauchsaufarbeitung. Er kündigte zudem an, sich um einen Ausgleich zwischen konservativen und liberalen Katholiken zu bemühen. Es sei sein Ziel, das Gleichgewicht zu erhalten und sich nicht von extremen Positionen beeinflussen zu lassen.
Gregorys Vorgänger Wuerl war im Zusammenhang mit dem Bericht über Missbrauchsfälle im US-Bundesstaat Pennsylvania in die Kritik geraten. Dem 78-Jährigen werden Vertuschungen in seiner Zeit als Bischof von Pittsburgh (1988-2006) vorgeworfen. Zudem soll er von den sexuellen Vergehen seines Vorgängers in Washington, Theodore McCarrick (88), gewusst haben - was Wuerl bestreitet.