Ein Gemeindemitglied in Merzen bei Osnabrück berichtete Bischof Franz-Josef Bode vor gut 250 Leuten, die damalige Bistumsleitung habe schon 1992 von den Missbrauchsvorwürfen gegen den heute 85-jährigen Pfarrer Hermann H. gewusst und die Anweisung gegeben, sie nicht anzuzeigen und öffentlich zu machen.
Priester in Merzen soll mehrere Kinder missbraucht haben
Bode, der seit 1996 Bischof im Bistum Osnabrück ist, räumte ein, dass die katholische Kirche vor 2002 in solchen und vergleichbaren Fällen häufig so gehandelt habe. Von diesen Vorgängen habe er jedoch bislang nichts gewusst.
Bischof Bode beendete in der Gemeinde im nördlichen Landkreis Osnabrück seine Reise zu den Gemeinden, die von Missbrauchsfällen besonders betroffen waren oder sind. In Merzen soll Hermann H. in den 1970er bis 1990er Jahren mehrere Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Anfang Dezember hatten sich zunächst drei Opfer des Priesters beim Bistum gemeldet. Später meldeten sich weitere Opfer aus Merzen, aber auch aus früheren Gemeinden des Pfarrers im Emsland.
Beschuldigter Pfarrer wurde 1997 in den Ruhestand versetzt
Bischof Bode hatte H. aufgrund von Gerüchten bereits 1997 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Im Dezember 2018 untersagte ihm Bode alle öffentlichen Auftritte und liturgischen Handlungen. Außerdem darf er seine frühere Pfarrei in Merzen nicht mehr aufsuchen.
Weiter verbot Bode, dass der Priester in dem Ort später kirchlich bestattet werden kann. Er beantragte zudem in Rom, dass H. aus dem Klerikerstand enthoben werden soll. Das Verfahren könnte laut Bode in den kommenden Tagen zum Abschluss kommen.
Nach der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen hat sich Bischof Franz-Josef Bode für ein Konzept ausgesprochen, dass sexuellem Missbrauch und dem Machtmissbrauch in der Kirche entgegenwirkt. Das Konzept haben Experten von außerhalb der Kirche mit erarbeitet. Sie sollten auch dessen Umsetzung steuern und kontrollieren, erläuterte der Bischof.