DOMRADIO.DE: An diesem Freitag beginnt in Frankreich die Fußball-WM der Frauen mit der Partie der Gastgeberinnen gegen Südkorea. Das erste Spiel der deutschen Elf findet am Samstag gegen China statt. Welche Erwartungen haben Sie an das Turnier?
Ute Groth (Vorsitzende des DJK TuSA 06 Düsseldof e.V. und Bewerberin um das DFB-Präsidentenamt): Ich hoffe, dass Deutschland einen guten Start hinlegt, gut ins Turnier reinkommt und insgesamt ein gutes Ergebnis erzielt - als Vorbild für die in Deutschland spielenden Mädchen und Frauen.
DOMRADIO.DE: Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Frauenfußball in den letzten Jahren entwickelt? Steht er immer noch im Schatten des Männerfußballs?
Groth: Er steht absolut im Schatten des Männerfußballs. Darüber haben wir gestern noch im Vereinskreis gesprochen. Wir haben noch kein Fähnchen an irgendeinem Auto gesehen. In den Zeitungen wird es absolut vernachlässigt. Es gibt auch keinen Überblick über den Spielplan, kein Faltblatt, was es bei der Männer-WM immer gibt.
DOMRADIO.DE: Was muss sich denn da tun, damit das besser wird?
Groth: Ich denke, dass die Öffentlichkeit und die Medien da auch viel stärker mit eingebunden werden müssen. Ein Hype auf so eine Veranstaltung kommt nicht von alleine. Da muss man auch unterstützend irgendwas machen. Das passiert zu wenig.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie im September möglicherweise DFB-Präsidentin werden, würde sich dann was ändern?
Groth: Da würde sich auf jeden Fall was ändern. Wir haben im Verein die Erfahrung gemacht, dass man Zuspruch erhält, wenn man das Thema ernst nimmt. Und es muss auch umgesetzt werden, dass man Mädchen- und Frauenfußball auf allen Ebenen ernst nimmt.
DOMRADIO.DE: Die männlichen Fußballfunktionäre haben sich in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Reinhard Grindel sind beispielsweise wegen dubiosen Geldflüssen und Zuwendungen zurückgetreten. Was ist Ihre Motivation für die Bewerbung als Nachfolgerin dieser Männer? Sie wären die erste Frau an der Spitze des DFB.
Groth: Ich möchte gar nicht unbedingt die erste Frau an der Spitze sein. Ich möchte jemanden an der Spitze haben, der ehrlich und ohne diesen Beigeschmack die Geschäfte führt. Das ist für mich eigentlich der Auslöser meiner Bewerbung um das Amt gewesen.
DOMRADIO.DE: Wie viel Unehrlichkeit war denn da zuletzt zu spüren?
Groth: Wenn man bedenkt, dass die letzten drei DFB-Präsidenten gehen mussten, weil da irgendwas unehrlich gelaufen ist, dann finde ich das dramatisch. Das ist ein Ehrenamt. Das macht man für die Gemeinschaft. Und das ist in den letzten zehn Jahren nicht geschehen.
DOMRADIO.DE: Sie sind als Mitglied eines katholischen Sportverbandes DJK mit einem christlichen Wertehorizont verbunden. Wenn sie im September zur neuen DFB-Präsidenten gewählt werden würden, wie schwierig wird es dann für Sie, in diesem großen Unternehmen Deutscher Fußball Bund christliche Werte einzufordern?
Groth: Ich glaube, dass christliche Werte da auf jeden Fall schon vorhanden sind, weil viele DJK-Vereine durch den Fußball auch in diesen Verbänden aktiv sind. Ich glaube, das ist gar nicht mal so das Problem. Das Problem ist tatsächlich die Ehrlichkeit.
DOMRADIO.DE: Wie kann man denn da ran gehen? Wie kriegt man die Ehrlichkeit da rein?
Groth: Alles, was da passiert, muss deutlich transparenter werden. Momentan ist da nichts transparent. Die Geldflüsse sind nicht transparent. Diese ganzen Geschichten, bei denen der normale Bürger drüber stolpert, müssen transparent werden. Und wenn es transparent wird, dann weiß man auch, dass es ehrlich abläuft. Das ist meine Zielsetzung, die man verfolgen muss.
DOMRADIO.DE: Nochmal zurück zur WM: Wie weit wird es das DFB-Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg denn schaffen?
Groth: Ich denke mal, dass sie auf jeden Fall unter die ersten drei europäischen Mannschaften kommen. Damit wäre die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft. Die Liste der Teilnehmer ist natürlich sehr stark. Aber die Zusammenstellung der Gruppen lässt eigentlich erwarten, dass wir da ganz gut durchkommen.
Das Interview führte Carsten Döpp.