Die Vermutung, dass in dem Grab der 1021 verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald bestattet liegt, bestätigte sich weiterhin nicht, wie die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Donnerstag mitteilte. Die Landeskirche zitierte den Forschungsleiter Guido Faccani mit den Worten, man habe "keine Beigaben gefunden, die auf einen Bischof schließen lassen - weder Ring, noch Bischofsstab oder Bleiplättchen mit Namen waren zu finden". Somit bleibe "die Identifizierung des Bestatteten nach wie vor offen", so Faccani.
Zu sehen waren unmittelbar nach der Öffnung des 700 Kilo schweren Steindeckels am 4. Juni die sterblichen Überreste eines Klerikers sowie Stofffragmente mit Goldbordüre. Faccani teilte mit, dass er mindestens 1,75 Meter groß gewesen und im Alter zwischen 40 und 60 Jahren verstorben sei.
Keine Mitra
Die Reste einer Kasel, also eines liturgischen Gewands, seien ebenso gut sichtbar wie Schuhe - sie bestünden aus Ziegenleder, nicht wie anfänglich vermutet aus Stoff. Die Deutung der Goldborte über dem Kopf sei noch nicht abschließend möglich. Ausgeschlossen worden sei allerdings, dass sie zu einer Mitra gehöre.
Weitere Analysen zu Sterbezeitpunkt, DNA, Stoffen, organischen Materialien sowie Metallen würden noch einige Wochen in Anspruch nehmen, heißt es. Eine unerwartete Erkenntnis sei gewesen, dass der aus rotem Sandstein gefertigte Sarkophag "wiederverwendet" sei, also nicht für den bestatteten Kleriker neu hergestellt worden war.
Die in der Mainzer Innenstadt gelegene Johanniskirche gilt als eine der ältesten Kirchen Deutschlands. Sie könnte als Bischofskirche die Vorgängerkirche des Doms sein und wurde auch "Alter Dom" genannt. Seit 1828 ist die Johanniskirche ein evangelisches Gotteshaus.