"Über das Schreiben von Papst Franziskus an uns Katholiken in Deutschland habe ich mich dankbar gefreut", sagt der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki in einer Stellungnahme. Dass Papst Franziskus von "Erosion und Verfall des Glaubens" in Deutschland spreche, zeige, dass er nichts beschönige und die Gläubigen ermuntere, die Augen nicht vor der Realität zu verschließen, so Woelki. "Die Krise der Kirche, da hat der Papst, so schmerzlich es ist, doch recht, ist in erster Linie eine Glaubenskrise."
Erfrischend sei, "wie selbstverständlich und furchtlos der Heilige Vater auch Begriffe in den Mund nimmt, die wir hierzulande oft nur noch mit Zögern und einer gewissen Scheu aussprechen, die uns beinahe abhandengekommen sind: Umkehr, Bekehrung, Sendung."
Kardinal Woelki: "Der Papst spricht mir aus dem Herzen"
Franziskus spreche dem Kölner Erzbischof aus dem Herzen, wenn er sage: "Evangelisierung ist keine Taktik kirchlicher Neupositionierung in der Welt von heute. [...] sie ist keine Retusche, die die Kirche an den Zeitgeist anpasst [...]. Nein, die Evangelisierung ist ein Weg der Jüngerschaft in Antwort auf die Liebe zu dem, der uns zuerst geliebt hat."
Woelki ruft dazu auf, die Wort des Papstes ernst zu nehmen: "Tragen wir die Frohe Botschaft in die Welt von heute! Und lassen wir uns dabei anstecken von der ‚hoffnungsfrohen Gelassenheit‘, die Papst Franziskus uns mit diesem Brief ins Stammbuch geschrieben hat. Es ist die Gelassenheit aller, die ganz auf Christus setzen."
Kardinal Marx und ZdK-Präsident Sternberg: "Orientiernde Worte"
"Wir danken dem Heiligen Vater für seine orientierenden und ermutigenden Worte und sehen uns als Bischöfe und Laienvertreter eingeladen, den angestoßenen Prozess in diesem Sinn weiter zu gehen", erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg.
Der Papst wolle die Kirche in Deutschland bei ihrer Suche nach einer zukunftsfähigen Gestalt unterstützen, so Marx und Sternberg. Es sei das zentrale Anliegen des Kirchenoberhaupts, die Kirche "weiterhin als eine starke geistliche und pastorale Kraft zu verstehen, die das Evangelium in die Gesellschaft hinein vermittelt und glaubwürdig verkündet".
Diese Glaubwürdigkeit sei in den zurückliegenden Jahren erschüttert worden. Beide betonten, dass der "synodale Weg" sich nicht in Strukturdebatten erschöpfen dürfe, sondern eine geistliche Ausrichtung benötige.
Bischof Bode und Katholikenratsvositzende Abeln: "Ermutigung und Herausforderung"
Neben aller Ermutigung sehen Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode und die Vorsitzende des Katholikenrats im Bistum, Katharina Abeln, auch eine Herausforderung: "Es fordert uns aber auch heraus, den großen Horizont der Evangelisierung und des Lebens mit der ganzen Kirche nicht aus den Augen zu verlieren. So muss unser Weg des Dialoges für alle Ebenen der Kirche offen sein und uns nicht auf die Ebene in unserem Land oder Bistum beschränken."
Bischof Jung: "Mahnung zur Treue zum Evangelium"
Der Würzburger Bischof Franz Jung sieht auch eine "Mahnung, nicht den Selbsterhalt an die erste Stelle zu setzen, sondern die Treue zum Evangelium und zu seiner Dynamik". Der Weg der Erneuerung verlange Ausdauer und Geduld.
Regensburger Generalvikar Fuchs: Kein "Weiter so"
Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs erklärte mit Blick auf den "synodalen Prozess", dass es nach dem Brief "sicher" kein "Weiter so" geben könne. "Eigentlich drängt der Brief auf eine komplette Neufassung eines solchen Prozesses, der auf Evangelisierung und geistliche Erneuerung ausgerichtet sein soll und auf 'die Menschen am Rande'; einen Prozess, der nicht 'macht' oder 'anpasst', sondern auf Gott setzt, der erneuern und bekehren kann und uns die Freude des Evangeliums schenkt; und einen Prozess, der in allen Belangen mit der Gemeinschaft der katholischen Kirche geht, die Zeit und Raum umfasst."
Bischof Bätzing und Diözesanversammlungspräsidentin Schillai: "Zeichen von Solidarität und Verbundenheit"
Als Wertschätzung und Ermutigung für den synodalen Weg in Deutschland haben Ingeborg Schillai, Präsidentin der Limburger Diözesanversammlung, und Bischof Georg Bätzing das Schreiben von Papst Franziskus wahrgenommen.
Die Irritation, Empörung, Wut und Unruhe, die bei so vielen nach Veröffentlichung der Ergebnisse der Missbrauchsstudie aufgekommen sei, und die Themen, die durch die Empfehlungen der Studie ins Zentrum der Diskussion gerückt seien, seien Anlass für den Papst gewesen, dieses "starke Zeichen der persönlichen Solidarität und Verbundenheit zu geben".
Bätzing teile die Auffassung des Papstes aus dem Brief, dass die anstehenden Herausforderungen, die verschiedenen Themen und Fragestellungen nicht ignoriert oder verschleiert werden könnten: "Ich verstehe diesen Aufruf so: Geht die Fragen und Herausforderungen mutig gemeinsam an – und bleibt zusammen auf dem Weg." Schillai betonte, dass es kein "Verharren in Passivität oder gar Resignation" geben dürfe.