Lübcke-Mahnwache: Pfarrer ruft AfD zur Umkehr auf

"Wendet euch ab von dieser Partei"

Während einer Mahnwache für den ermordeten Walter Lübcke richtete ein Pfarrer deutliche Worte an die AfD. Er appellierte an Parteimitglieder, nicht Teil eines Nährbodens zu sein, auf dem Hass und Gewalt gedeihe. 

Mahnwache anlässlich des Mordes an Walter Lübcke / © Swen Pförtner (dpa)
Mahnwache anlässlich des Mordes an Walter Lübcke / © Swen Pförtner ( dpa )

Mehrere Organisationen haben am Samstag in Gießen eine Mahnwache zum Gedenken an den ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) abgehalten.

Lübcke habe sein Leben verloren, "weil erbitterte Fremdenhasser mit seinen behördlichen Entscheidungen und Aussagen nicht einverstanden waren", sagte Stadtkirchenpfarrer Klaus Weißgerber als Vertreter des Evangelischen Dekanats während einer Mahnwache für den ermordeten Walter Lübke am Samstag in Gießen.

"Das kann uns nur beunruhigen"

Da habe es jemand nicht ertragen können, dass ein deutscher Regierungspräsident sich für die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen eingesetzt habe, erklärte der Pfarrer bei der Veranstaltung auf dem Kirchenplatz. Lübcke sei evangelischer Christ gewesen; als "inneres Geländer" hätten ihm christliche Werte wie Nächstenliebe und Wahrhaftigkeit gedient.

"Wenn der Verfassungsschutz nun ganz aktuell einen neuen Höchststand an Rechtsextremisten vermeldet und die Hälfte von ihnen als gewaltbereit einstuft, dann kann uns das nur beunruhigen." Weißgerber richtete sich auch an die Mitglieder und Sympathisanten der AfD: Wenn ein AfD-Abgeordneter im Bayerischen Landtag während der Gedenkminute für Lübcke einfach sitzen bleibe, so sei das "ein Angriff auf die Grundlagen unseres Zusammenlebens".

"Distanziert euch deutlich von solchen Handlungen!"

"Wenn das nicht eure Denke ist, dann distanziert euch deutlich von solchen Handlungen! Wendet euch ab von dieser Partei - sonst seid ihr weiter Teil des Nährbodens, auf dem die Saat des Hasses und der Gewalt gedeiht", sagte Weißgerber.

Mordfall Walter Lübcke

Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni mit einer Schussverletzung am Kopf auf der Terrasse seines Wohnhauses im hessischen Wolfhagen-Istha entdeckt worden und wenig später gestorben. Am Wochenende wurde der mutmaßliche Rechtsextremist Stephan E. in Untersuchungshaft genommen. Die ermittelnde Bundesanwaltschaft stuft den Mord als politisches Attentat mit rechtsextremem Hintergrund ein.

Das Konterfei von Walter Lübcke (CDU) bei einem Trauergottesdienst in der Martinskirche / © Swen Pförtner (dpa)
Das Konterfei von Walter Lübcke (CDU) bei einem Trauergottesdienst in der Martinskirche / © Swen Pförtner ( dpa )
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epd