Franziskus sprach von einer "hybriden" Kriegsführung, deren Drahtzieher sich tarnten und die von "propagandistischen Fälschungen und Manipulationen" geprägt sei, "auch von dem Versuch, den religiösen Aspekt hineinzuziehen". Das Treffen des Papstes mit der Führung der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche am Freitag war schon länger vereinbart. Die Bischöfe erörtern bis Samstag im Vatikan die Lage ihrer Kirche.
Auch beim Empfang des russischen Präsidenten Putin durch den Papst am Donnerstag war die Ukraine ein Thema. Das knappe offizielle Kommunique nannte jedoch keinerlei Einzelheiten.
Aufruf zu Einheit und Wachsamkeit
Franziskus rief die katholische Kirche in der Ukraine zu Einheit und Wachsamkeit auf. "In der Nacht des Konflikts, den ihr durchlebt, bittet der Herr die Seinen wie in Getsemani, zu wachen und zu beten - nicht, sich zu verteidigen, geschweige denn anzugreifen", sagte der Papst. Jesus erwarte von seinen Jüngern "das Gebet und die Selbsthingabe bis zum Ende". Nur so lasse sich die Spirale der Gewalt aufhalten.
Der Papst warnte davor, sich für kirchliche, nationalistische oder politische Sonderinteressen aufzureiben. Vor dem Hintergrund des andauernden militärischen Konflikts gehe es bei dem Bischofstreffen um politische und kirchliche Prozesse, die über den Bereich der katholischen Kirche hinausreichten.
Kirche untersteht dem Papst
Franziskus hatte die griechisch-katholische Kirchenleitung der Ukraine, den sogenannten Ständigen Synod mit Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk an der Spitze, vor zwei Monaten zu Beratungen über die aktuelle Lage und über Möglichkeiten der Friedensförderung in den Vatikan eingeladen. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Die Kirche untersteht dem Papst.
Anfang Januar erkannte das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, eine eigenständige ukrainisch-orthodoxe Kirche an. Das Moskauer Patriarchat versuchte diesen Schritt vergeblich zu verhindern.