Die Eltern des langjährigen Koma-Patienten Vincent Lambert wollen nicht mehr gerichtlich für seine Weiterbehandlung kämpfen. "Vincents Tod ist jetzt unvermeidlich", zitieren französische Medien (Montag) aus einem Offenen Brief der Eltern.
"Es bleibt nichts anderes zu tun, als zu beten und unseren lieben Vincent in Würde und Meditation zu begleiten". Nachdem am vergangenen Dienstag die Behandlung Lamberts gestoppt wurde, habe sich seine Lage verschlechtert, so der Anwalt der Eltern, Jean Paillot. Es habe Komplikationen durch die Sedierung gegeben.
Am Wochenende war der für Lambert zuständige Arzt Vincent Sanchez von der Polizei verhört worden. Die Eltern hatten am Freitag eine Klage wegen Mordes gegen das Krankenhaus in Reims eingereicht, in dem Lambert seit 2008 liegt. Lamberts Vater Pierre kritisierte den Behandlungsstopp seines Sohnes zuletzt scharf. "Es ist eine getarnte Ermordung, eine Sterbehilfe", zitierten ihn französische Medien (Sonntagabend).
Papst: Der "Wegwerfkultur keinen Raum" geben
Der 42-jährige Vincent Lambert liegt seit einem Motorradunfall 2008 in einer Art Wachkoma. Während seine Ehefrau einen Abbruch der Behandlung befürwortet, wollen seine katholischen Eltern dies verhindern. Sie legten Beschwerde beim UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein und fordern, dass dessen Entscheidung abgewartet wird.
Am 9. April 2018 hatte das Ärzteteam entschieden, die Behandlung von Lambert zu stoppen. Diese Entscheidung war vom obersten französischen Gericht bestätigt worden. Bereits drei Jahr zuvor hatte der Europäische Menschenrechtsgerichtshof die Entscheidung eines anderen Ärzteteams bestätigt, die Behandlung von Lambert einzustellen. Ein Berufungsverfahren der Eltern wurde zuletzt am Freitag vom Verwaltungsgericht in Chalons-en-Champagne östlich von Paris abgelehnt.
Im Mai hatten sich bereits Staatspräsident Emmanuel Macron, mehrere französische Bischöfe und Papst Franziskus zu dem Fall zu Wort gemeldet. Der Papst schrieb via Twitter, man dürfe "der Wegwerfkultur keinen Raum" geben.