Vatikan öffnet Gräber zur Klärung von mysteriösem Verschwinden

Wird es Gewissheit geben?

Gut 36 Jahre nach dem Verschwinden der Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi sollen an diesem Donnerstag zwei Gräber von Adeligen im Vatikan geöffnet werden. Laut anonymen Hinweisen könnte Orlandi auf dem deutschen Friedhof beerdigt sein.

Aufwändig gestaltete Gräber befinden sich auf dem deutschen Friedhof in Rom / © Jan Woitas (dpa)
Aufwändig gestaltete Gräber befinden sich auf dem deutschen Friedhof in Rom / © Jan Woitas ( dpa )

Erste Untersuchungen übernimmt im Auftrag des Vatikan der italienische Gerichtsmediziner Giovanni Arcudi. Er wird laut eigenen Angaben auch Proben für eine DNA-Analyse nehmen, "um definitiv und kategorisch auszuschließen, dass sich in den beiden Gräbern ein sterblicher Überrest der armen Emanuela befindet", sagte er dem redaktionellen Leiter der vatikanischen Öffentlichkeitsabteilung, Andrea Tornielli (Mittwoch), im Interview.

Welche Gräber werden geöffnet?

Geöffnet werden nach Vatikanangaben die Ruhestätte der 1836 verstorbenen Sophie von Hohenlohe sowie ein benachbartes Grab von Herzogin Charlotte Friederike von Mecklenburg. Sie war die erste Frau des dänischen Königs Christian VIII. und wurde 1840 auf dem Vatikan-Friedhof bestattet.

Beide Gräber sind mit Engelsskulpturen versehen, eine davon soll laut dem mysteriösen Hinweis auf das Grab zeigen, in dem Orlandi begraben sei. Die Tochter eines Vatikanangestellten war 1983 im Alter von 15-Jahren spurlos in Italien verschwunden; seitdem gibt es immer wieder Spekulationen zu ihrem Verbleib.

Erste Hinweise, ob in den nun untersuchten Gräbern die beiden Adligen bestattet wurden, oder jemand anders, soll eine grobe Altersbestimmung liefern. Wann es Ergebnisse gibt, hängt vom Zustand der gefundenen Knochen ab und ist laut Arcudi schwer vorherzusagen. Zusätzliche DNA-Anaysen gebe es zur Sicherheit in jedem Fall, so der Forensiker.

Graböffnung mit Gutachter

Die Gräber sollen am Donnerstagmorgen in Anwesenheit der vatikanischen Gendarmerie sowie Familienangehöriger auf dem Campo Santo Teutonico, dem Friedhof der deutsch- und flämischsprachigen Länder, geöffnet werden. Die Familie Orlandi hat nach eigenen Angaben Giorgio Portera als Gutachter bestellt.

Der Genetiker und frühere Mitarbeiter des kriminaltechnischen Dienstes der Polizei hatte gemeinsam mit Arcudi bereits zuvor im Vatikan gefundene Knochen untersucht. Die bei Renovierungsarbeiten auf dem Gelände der vatikanischen Nuntiatur entdeckten Gebeine stammten jedoch von einem Mann.

Mit Blick auf die Aushebung der Gräber im Vatikan diesen Donnerstag hatte Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti erklärt, die Initiative des Vatikan betreffe "ausschließlich die Prüfung eines eventuellen Begräbnisses von Emanuela Orlandi auf dem Gebiet des Vatikanstaats".

Ermittlungen zum Verschwinden Orlandis oblägen alleine Italien, da sich der Fall dort ereignete.


Undatiertes Foto der Teenagerin Emanuela Orlandi / © N.N. (dpa)
Undatiertes Foto der Teenagerin Emanuela Orlandi / © N.N. ( dpa )

Pietro Orlandi mit einem Bild seiner verschwundenen Schwester / © Serena Cremaschi Insidefoto (dpa)
Pietro Orlandi mit einem Bild seiner verschwundenen Schwester / © Serena Cremaschi Insidefoto ( dpa )
Quelle:
KNA