"Wir sind glücklich, dass die Bischöfe sich sehr kühn und sehr engagiert dem Thema Umwelt stellen", sagt Yolanda Esguerra. "Wir waren Teil der Lobbygruppe, die während der Entwurfsphase des Hirtenbriefs mit einer Reihe von Bischöfen gesprochen hat", fügt die Chefin des Philippine Misereor Partnership Inc. (PMPI) mit Stolz hinzu. PMPI ist ein vom deutschen katholischen Hilfswerk Misereor finanziertes Netzwerk kirchlicher und weltlicher Organisationen für Umwelt, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.
Die katholische Bischofskonferenz der Philippinen fordert in dem in dieser Woche veröffentlichten Hirtenbrief eine "ökologische Wende" in Zeiten des "Klimanotstands". Es sei eine moralische und christliche Pflicht, entschlossen an der Rettung "unseres gemeinsamen Zuhauses" zu arbeiten, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Romulo Valles in dem Schreiben mit dem Titel "Ein eindringlicher Aufruf zur ökologischen Wende und zur Hoffnung angesichts des Klimanotstands". Wesentliche Bestandteile des Zehn-Punkte-Klimaplans der Bischofskonferenz sind der Ausstieg der Kirche aus Investitionen in "schmutzige Energien" sowie Aufklärungskampagnen über erneuerbare Energien und die Energiewende in katholischen Schulen und Institutionen.
Hoffen auf den Beginn eines Trends
Als vorbildhafte "moralische Führung" begrüßte die grüne Denkfabrik "Center For Energy, Ecology and Development" (CEED) in Manila den angekündigten Ausstieg der Kirche aus klimaschädlichen Investitionen. Das verleihe "unserem Anliegen für ein kohlefreies Philippinen großes Gewicht", hieß es. "Jetzt hoffen wir, dass das der Beginn eines Trends ist, in dem alle Investoren Kohle und andere fossile Brennstoffe zurückweisen", betonte CEED-Direktor Gary Arances. Obwohl stark vom Klimawandel betroffen, seien die Philippinen weltweit eines der wenigen Länder, in denen die Investitionen in Kohle weiterhin zunähmen.
Die Philippinen sind reich an Bodenschätzen wie Kupfer, Gold und Chromit sowie Kohle, Eisenerz, Silber und Uran. Bergbau ist für 57 Prozent der Umweltzerstörung auf den Philippinen verantwortlich. Der größte Teil der Bodenschätze befindet sich in den Siedlungsgebieten der indigenen Bevölkerung. Internationale und philippinische Firmen nehmen bei der Ausbeutung der Bodenschätze keine Rücksicht auf die Rechte der Ureinwohner, die ökologischen und sozialen Folgen. Kirchliche und weltliche Bergbaukritiker werden durch die Unternehmen mit Hilfe von Polizei, Militär, Sicherheitsfirmen oder paramilitärischen Gruppen gewaltsam unterdrückt.
Seit 2016 wurden drei engagierte katholische Priester erschossen
Seit dem Amtsantritt von Präsident Rodrigo Duterte im Jahr 2016 wurden drei für soziale Gerechtigkeit engagierte katholische Priester und zwölf kritische Journalisten erschossen. Mit 48 ermordeten Umweltaktivisten sind die Philippinen nach Angaben der internationalen Nichtregierungsorganisation Global Witness in Asien das tödlichste Land für Umweltschützer.
Öffentliche und private Initiativen zum Schutz von Umwelt und Klima sind auf den Philippinen trotzdem zahlreich. Die ehrgeizigste dürfte die im November 2018 von der PMPI gestartete Kampagne "Rights of Nature" sein. Dabei geht es darum, die Rechte der Natur anzuerkennen - Tieren und Pflanzen, Flüssen, Meeren und Landschaften ebenso Rechte zuzugestehen, wie sie Menschen zugestanden werden.
In dem Hirtenbrief unterstützen die Bischöfe ausdrücklich die "Rights of Nature"-Kampagne. Die Menschen müssten durch Aufklärung zu "gut informierten Bürgern" werden, die "mit allen verfügbaren Mitteln" dafür sorgen, dass der Gesetzentwurf über die "Rights of Nature" sowie andere Umweltgesetze im Parlament verabschiedet würden. Yolanda Esguerra ist sich sicher: "Das wird der 'Rights of Nature'-Kampagne einen Schub geben." Erste große Gelegenheit dazu bietet sich von Samstag bis Montag (20.-22. Juli) auf dem "Volkskongress über die Rechte der Natur" der PMPI und der Caritas der Philippinen in Manila.