DOMRADIO.DE: Wie ist Ihr Eindruck von der Stimmung auf dem Festival?
Annika Woydack: Die Stimmung ist total gut. Es ist ein ganz freundliches Miteinander. Auch wenn die harten Kerle und harten Frauen viel feiern, viel tanzen und natürlich auch viel trinken, ist der Umgang miteinander beeindruckend. Ein wenig mehr davon könnten wir im normalen Leben auch gut gebrauchen. Die Rücksichtnahme hier funktioniert super.
DOMRADIO.DE: Warum sind Sie als Vertreterin der evangelischen Kirche überhaupt auf dem Festival?
Woydack: Weil wir hier Festivalseelsorge machen. Wir sind ein Team von knapp 20 Seelsorgenden – sehr unterschiedlich besetzt: die katholischen Kollegen, Diakone, Sozialpädagogen, Pastoren, Therapeuten und Ärzte. Wir versuchen Menschen zu begleiten, wenn es nach all dem Feiern doch auch Traurigkeit gibt und Dinge, mit denen sie nicht klarkommen.
DOMRADIO.DE: Sind Sie denn auch schon oft im Einsatz gewesen?
Woydack: Ja total. Wir werden ganz viel in Anspruch genommen. Wir haben ein Zelt, in dem wir Gespräche führen. Da gibt es viele Menschen, die vorbeikommen, weil sie Angstzustände haben, weil sie traurig sind, weil sie sich an irgendetwas erinnern, was im Leben passiert ist.
Die Teilnehmer lassen ihren Alltag ja nicht komplett hinter sich – auch wenn sie es versuchen. Ein bisschen was schwappt immer hoch, gerade wenn man morgens wieder nüchtern aufwacht. Wir werden oft gerufen. Es gibt eine Notfallnummer – dann rennen wir los und gucken, was passiert ist. Auch die Sanitäter schicken ganz oft Menschen zu uns.
DOMRADIO.DE: Heute geht das Festival zu Ende. Was nehmen Sie denn mit in ihren Alltag?
Woydack: Ich nehme in meinen Alltag mit, dass die Leute sich freuen, dass wir da sind. Wir haben Teams, die immer über das Feld laufen. Ich nehme die Freundlichkeit mit, mit der Menschen uns begegnen und sagen: "Es ist super, dass ihr da seid." Ich bin lange nicht mehr so oft von wildfremden Menschen umarmt worden.
Ich nehme auch mit, dass es sinnvoll ist, dass wir da sind. Wir haben wirklich viel zu tun. Gerade gestern Nacht waren wir permanent im Einsatz. Es waren gute, und ich hoffe auch hilfreiche, Gespräche für diejenigen, die zu uns gekommen sind.
Das Interview führte Heike Sicconi.