Millionen Muslime feiern Opferfest

Schächten wie Abraham?

Für mehr als eine Milliarde Muslime hat am Sonntag das Opferfest begonnen. Im Mittelpunkt des höchsten aller islamischen Feste steht das Schächten von Tieren. Für die einen ein brutales Schlachten, für die anderen heilige Pflicht.

Autor/in:
Marion Sendker
Das Schächten von Schafen während des islamischen Opferfestes gilt als religiöses Gebot / © Martin Schutt (dpa)
Das Schächten von Schafen während des islamischen Opferfestes gilt als religiöses Gebot / © Martin Schutt ( dpa )

In diesen Tagen fließt viel Blut. Es ist das Blut von Lämmern, Schafen oder Rindern, die dem Messer traditionsbewusster Muslime zum Opfer fallen. Denn das islamische Opferfest hat begonnen – und damit auch das Schächten von mehreren Millionen Tieren weltweit. 

Vier Tage lang feiert mehr als eine Milliarde Muslime das Opferfest, das auf Türkisch "Kurban Bayrami" und auf Arabisch "Eid al Adha" heißt. Es ist unumstritten das wichtigste Fest im Islam, orientiert sich am Mondkalender und findet jedes Jahr zum Höhepunkt der Wallfahrt nach Mekka (Haddsch) statt.

In Erinnerung an Abraham

Sunniten und Schiiten gedenken dem Stammvater Abraham, der im Islam "Ibrahim" heißt. Wie das Alte Testament überliefert auch der Koran jene biblische Erzählung, wonach Abraham von Gott auf die Probe gestellt wurde: Er sollte seinen einzigen Sohn, Isaak – im Koran ist die Rede von dhabih – zum Brandopfer auf einem Berg hingeben.

Auch wenn Abraham diesen Wunsch nicht verstehen konnte – hatte er doch jahrelang bei Gott um ein Kind gebeten und dann Isaak bekommen – brach er mit seinem Sohn in die Berge auf. Erst als Isaak auf dem Opferaltar festgebunden war und Abraham das Messer zückte, um sein Kind zu schlachten, rief Gott ihm zu, dass er den Jungen leben lassen solle. Aus Dankbarkeit opferte Abraham daraufhin einen Widder.

Opfern ist quasi Pflicht

In dieser Tradition aus bedingungsloser Loyalität zu Allah steht das islamische Opferfest. Jeder Muslim, der es sich finanziell leisten kann, muss ein Tier opfern und ihm mit einem Messer den Hals durchschneiden. Für viele Muslime ist das Schächten eine heilige Pflicht, auch wenn der Koran keine verbindlichen Aussagen dazu trifft. 

Wenn Opferfest ist, steht das öffentliche Leben in muslimisch geprägten Ländern jedenfalls fast still. Viele Geschäfte, öffentliche Einrichtungen und sogar die Börse haben in diesen Tagen geschlossen. Letzteres erlaubt zumindest der Türkei, deren Währung seit Jahresbeginn rund 40 Prozent zum Dollar verloren hat, eine kleine finanzielle Verschnaufpause.

Schlachtungen auch in Deutschland?

Auch in Deutschland begehen Muslime das Opferfest. Kinder islamischen Glaubens dürfen sich dafür in den meisten Bundesländern vom Schulunterricht befreien lassen. Die Tiere für das Fest können muslimsiche Familien zum Beispiel per eBay bestellen: Dort werden schon Wochen vorher Schafe, Lämmer oder Hühner angeboten.

Zwar ist das private Schlachten von Tieren in Deutschland grundsätzlich verboten, es gibt zum Opferfest aber streng geregelte Ausnahmen.

Mehr als nur Schlachten von Tieren

Auch wenn große Werbetafeln mit Rindern, Ziegen und Schafen in den Tagen vor dem Opferfest die Straßen mancher muslimischer Länder säumen: Das Opferfest ist mehr als nur das Schlachten unschuldiger Lämmer und anderer Tiere. Tägliche Festgebete, Verwandtenbesuche und Spenden gehören genauso dazu. So wird mindestens ein Drittel des nach islamischem Ritus geschlachteten Fleischs an Arme und Bedürftige verteilt, ein weiteres Drittel geht an die Verwandtschaft.

Hilfsorganisationen sammeln zum Beispiel die Häute der Tiere als Spende ein. Verbände weltweit organisieren zum Opferfest zudem Spendenaktionen, zum Beispiel für Opfer von Naturkatastrophen oder sie sammeln Geld, um davon wiederum Tiere für Familien zu kaufen, die es sich nicht leisten können.

Außerdem ist das Opferfest ein Grund für Frieden: Gerade haben sich Medienangaben zufolge zum Beispiel die Konfliktparteien in Libyen verständigt, dass sie während der Feiertage die Waffen ruhen lassen wollen. 

Hadsch / Haddsch

Die Wallfahrt nach Mekka, arabisch Haddsch, ist eine der fünf Grundpflichten des Islam. Laut Koran soll jeder Muslim und jede Muslimin einmal im Leben die heiligen Stätten besuchen, sofern er oder sie gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage ist. Der Haddsch findet jährlich an den festgelegten Tagen des islamischen Monats Dhu l-hidscha statt. Zuvor begibt sich der Pilger in einen rituellen Weihezustand (ihram), äußerlich erkennbar an der Kleidung aus weißen Tüchern.

Pilger kommen zur Hadsch / © Yahya Arhab (dpa)
Pilger kommen zur Hadsch / © Yahya Arhab ( dpa )
Quelle:
DR