Bei einer Messe am Jahrestag des Unglücks sagte der Erzbischof in der norditalienischen Hafenstadt: "Die Stadt blickt in die Zukunft, eine, die wir ehrlich und entschlossen gemeinsam angehen müssen."
Gemeinsam in die Zukunft gehen
In Anwesenheit der versammelten Staats- und Regierungsspitze erinnerte Bagnasco an die 43 Opfer, die am 14. August 2018 beim Einsturz der Autobahnbrücke ums Leben kamen. Wie "Engel der Stadt" schauten sie nun vom Himmel auf ihre Angehörigen herab. Die Leere in deren Herzen jedoch könne niemand füllen, so Bagnasco. Allenfalls könne man behutsam und respektvoll versuchen, ihnen das Gefühl zu geben, nicht alleine und verlassen zu sein.
Ebenso sprach der Kardinal die alltäglichen Schwierigkeiten der Genueser Pendler an, die seit dem Brückeneinsturz große Umwege in der nun geteilten Stadt in Kauf nehmen müssen. Dennoch zeige sich heute bereits eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Politische Vertreter bei der Gedenkfeier
An der Gedenkfeier am Unglücksort nahmen neben Staatspräsident Sergio Mattarella auch Ministerpräsident Giuseppe Conte und die beiden Vize-Premiers, Luigi di Maio und Matteo Salvini, teil. Mit einer Schweigeminute um 11.36 Uhr, dem Zeitpunkt des Einsturzes, wurde der 43 Todesopfer besonders gedacht. Während dieser Minute läuteten in den Kirchtürmen der Stadt einzelne Glocken und ertönten Hafensirenen.
Auf Drängen von Angehörigen hatten Medienberichten zufolge Vertreter der Autobahnbetreiber die Gedenkveranstaltung verlassen. Den Betreibergesellschaften wird vorgeworfen, die Brückenkonstruktion nicht angemessen gewartet zu haben. Etliche Angehörige hatten sich gänzlich geweigert, an der offiziellen Gedenkfeier teilzunehmen.
Papst Franziskus schreibt Brief an die Bewohner der Stadt
In einem Brief an die Bewohner der Stadt, den die Zeitung "Il Secolo XIX" am Dienstag veröffentlichte, schreibt der Papst: "Ich möchte euch sagen, dass ich euch nicht vergessen habe, dass ich für die Opfer, ihre Angehörigen, die Verletzten und Obdachlosen sowie für euch alle in Genua bete."
In dem Brief bittet das Kirchenoberhaupt die Genueser weiter, den Mut nicht zu verlieren und einander beizustehen. Auch die Kirche in Genua stehe den Betroffenen weiter zur Seite. Je mehr sich die Menschen ihrer Zerbrechlichkeit bewusst würden, so der Papst, umso mehr entdeckten sie "den Wert menschlicher Beziehungen, die uns verbinden" - in der Familie, der Gemeinde und in der Gesellschaft.
Auch er selbst habe "keine Antworten, denn nach dieser Tragödie gibt es Weinen, Schweigen und die Frage nach der Zerbrechlichkeit dessen, was wir errichten", schrieb der Papst und rief zum Gebet auf. Gott erhöre das Rufen und die Fragen der Opfer, "nicht mit Worten, sondern mit seiner Anwesenheit, die uns in seinem Sohn Jesus Christus begleitet".