Regisseur Stückl inszeniert Oberammergauer Passionsspiele

"Ich war immer ein Zeremonienmeister"

Bei der Osternacht habe er zum Beispiel dafür gesorgt, dass alles dunkel ist: Schon oft ist der Regisseur der Oberammergauer Passionsspiele in die Rolle des Zeremonienmeisters geschlüpft. Auch, obwohl es Widerstände gab, etwa vom Pfarrer.

Passionstheater Oberammergau / © Katharina Ebel (KNA)
Passionstheater Oberammergau / © Katharina Ebel ( KNA )

Christian Stückl (57), Regisseur der Oberammergauer Passionsspiele, ist schon als Jugendlicher in die Rolle eines Zeremonienmeisters geschlüpft. "Ich war Vorplattler und habe Bass gespielt, wir haben für hohe Feiertage Blumenteppiche geflochten oder auf dem Kirchenspeicher alte Prozessionsfahnen ausgegraben und hergerichtet", sagte Stückl der "Süddeutschen Zeitung" am Wochenende. Bei der Feier der Osternacht habe er zudem dafür gesorgt, dass es in der Kirche anfangs "wirklich stockfinster war, ohne die Notausgangslichter".

Sich selbst zum Regieassistenten erklärt

Weiter berichtete der Spielleiter, wie er als 15-Jähriger fast jede freie Minute im Passionstheater der oberbayerischen Stadt verbracht und sich irgendwann gleichsam selbst zum Regieassistenten erklärt habe: "Was der Spielleiter davon gehalten hat, weiß ich nicht genau." 1990 wurde Stückl mit 28 Jahren der jüngste Regisseur der Passionsspiele in seiner Heimat. Damals sei ihm wichtig gewesen, Neuerungen durchzusetzen - etwa dass die biblische Jungfrau Maria von einer verheirateten Frau dargestellt werden durfte.

"Bei mir gab es auch den ersten evangelischen Hauptdarsteller", so Stückl weiter. Er sprach ferner von Widerständen im Dorf gegen seine Reformen. So sei er angeeckt mit dem Prinzip, vor allem darauf zu schauen, wer gut Theater spielen könne: "Es gab eine Unterschriftenliste des Pfarrers gegen mich. Man hat mir Müll vor die Haustüre gekippt."

Seine allererste Probe mit 400 Leuten auf der Bühne sei ein echtes Kräftemessen gewesen, erinnert sich der Theatermann. Viele hätten ihn abgelehnt. "Aber es ist mir gelungen, mir Respekt zu verschaffen." Zudem habe er gewusst, dass viele Jüngere wie Ältere offen seien für Veränderungen.

42. Passionsspiele im Mai 2020

Die Premiere für die 42. Passionsspiele findet im Mai 2020 statt. Rund 2.500 Oberammergauerinnen und Oberammergauer werden daran teilnehmen, darunter mehr als 400 Kinder. Stückl inszeniert zum vierten Mal und mit Abdullah Karaca ist ein Muslim zweiter Spielleiter.

Der Brauch geht auf das Jahr 1633 zurück, als in weiten Teilen Europas die Pest wütete und in Oberammergau 84 Menschen deswegen umkamen. Die Einwohner versprachen daraufhin in einem Gelübde, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen, sofern niemand mehr an der Pest stirbt. Die Passionsspiele gelten als eines der wichtigsten religiösen und kulturellen Ereignisse in Deutschland. 2010 kamen mehr als 500.000 Besucher.


Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters / © Sven Hoppe (dpa)
Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA
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