Der US-Republikaner Matt Shea und sein Kreuzzug gegen den Islam

Unter Gotteskriegern

Der Republikaner Matt Shea rüstet zu einem "biblischen Krieg" gegen angebliche muslimische Terroristen in den USA. Der Fall zeigt, wie sich rassistisches Gedankengut in der politischen Debatte ausbreitet.

Eine düstere Vorstellung: Religiöse Konflikte / © Emy555 (shutterstock)
Eine düstere Vorstellung: Religiöse Konflikte / © Emy555 ( shutterstock )

Matt Shea versucht seine Absichten gar nicht erst zu verbergen. Der Republikaner bereitet offensiv eine bewaffnete Auseinandersetzung weißer US-Christen gegen angebliche muslimische Terroristen vor. Er bringt Videos in Umlauf, auf denen potenzielle Rekruten dazu animiert werden, in einen "biblischen Kampf" zu ziehen. Shea ist nicht irgendein fanatischer Privatmann. Der 45-Jährige sitzt seit 2009 als Abgeordneter im Repräsentantenhaus des Bundesstaates Washington im äußersten Nordwesten der USA.

Vor dem Hintergrund von Attacken weißer Rassisten auf Schulen, Gotteshäuser und Einkaufszentren zeigt der "Fall Shea", wie sehr der extreme Nationalismus bei den Republikanern auf dem Vormarsch ist. Zutage gefördert hat den Vorgang als erster der "Guardian". Die britische Zeitung präsentierte unter anderem Schreiben von Shea, die zeigen, wes Geistes Kind der Politiker ist. Zu den ausgewerteten Dokumenten gehört ein Austausch aus dem Juli 2016 zwischen ihm und Patrick Caughran. Letzterer ist der Gründer des "Teams Rugged", das Heranwachsende an Waffen ausbildet.

Übungen für den Krieg

Auf den Videos der Gruppe sind Jungen im Wald bei paramilitärischen Übungen zu sehen. Caughran wandte sich demnach an Shea, um diesen zu bitten, einen Link zur Facebook-Seite des "Team Rugged" zu veröffentlichen. In seinen Mails an Shea beschreibt Caughran ausführlich die Ziele der Gruppe. Deren Mitglieder würden "gegen einen der barbarischsten Feinde kämpfen müssen, die in unser Land eindringen, die muslimischen Terroristen". Er verweist auf "biblische Lehren" der Kriegsführung, auf die der Nachwuchs vorbereitet werde - "und zwar auf Gottes Weg und mit seinem Segen".

Teile dieser "Lehren" stammen von John Weaver, einem Pfarrer aus Georgia, der laut der Organisation Southern Poverty Law Center (SPLC) ein "führender Unterstützer der Ausbildung von Christen für den bewaffneten Kampf" ist. Im Oktober vergangenen Jahres ließ Shea laut Recherchen des "Guardian" unter dem Titel "Biblische Grundlagen für den Krieg" ein sogenanntes Manifest verteilen, das sich wie eine Anleitung zu einer theokratischen Machtübernahme liest. Shea wies diese Lesart allerdings gegenüber der Zeitung zurück. Es handle sich um "Notizen für eine Predigt".

Mitbegründer einer Hassgruppe

Laut "Guardian" trat Shea 2018 bei einer "God-and-Country"-Veranstaltung auf, bei der er die Anwesenden vor einem Bürgerkrieg warnte, während ein Mitarbeiter dazu aufrief, sich entsprechend zu wappnen. Dazu passt, dass Shea auch zu den Mitbegründern von "ACT! for America" gehört, einer anti-muslimischen Organisation, die vom SPLC als Hassgruppe eingestuft wird.

Zu den langjährigen Kritikern von Gotteskrieger Shea zählt Parteifreund Ozzie Knezovich. Der ist Sheriff in Sheas Wahlkreis Spokane County. Wenn man Sheas Äußerungen und seine Nähe zu Gruppen wie dem "Team Rugged" betrachte, zitiert ihn der "Guardian", habe man den Eindruck, "als würde man zum Konzept der Hitlerjugend zurückkehren". Es gebe Grenzen, die nie überschritten werden sollten.

Einstellungen für Teile der Partei nicht mehr akzeptabel

Shea, der in Bosnien, Irak und Kuwait als Soldat der US-Armee diente, gilt seit langem als unberechenbar und aggressiv. Ein Vorgesetzter soll ihm während eines Wutausbruchs einmal die Waffen abgenommen haben. Kolportiert wird auch, wie Shea in Rage einmal einen Autofahrer mit der Pistole bedroht habe. Seine Frau ließ sich von ihm scheiden, weil er sie angeblich regelmäßig körperlich attackierte und als "sein Eigentum" bezeichnete.

Sheas Einstellung ist für Teile seiner Partei offenbar nicht mehr akzeptabel. Im April verlor er den Vorsitz des republikanischen Parlamentsausschusses zum Thema Gewalt gegen religiöse Minderheiten. Untersucht werden nun auch die Verbindungen des Abgeordneten zur rechten Gewaltszene.


Quelle:
KNA