Fünf Programmtage, drei Länder - Papst Franziskus hat mit Mosambik, Madagaskar und Mauritius Staaten mit je eigener komplexer Geschichte und Gegenwart besucht. Manches blieb nur angerissen; dennoch sind die Regierenden und die Bürger beeindruckt.
Was von des Papstes Botschaft kann nun in politische und gesellschaftliche Realität umgesetzt werden?
Mosambik: Papst-Appell an die Jugend
In Mosambik bestärkte Franziskus die über Jahrzehnte verfeindeten Parteien Frelimo und Renamo im erneuten Anlauf, ihre Anliegen künftig demokratisch statt blutig zu verfechten. "Mut zum Frieden" legte er den Politikern in Maputo nahe.
Ihr gerade fünf Wochen zuvor geschlossenes Abkommen würdigte er als einen "Meilenstein". Der historische Friedensvertrag von 1992, mit kirchlicher Unterstützung ausgehandelt, sollte einen langen Bürgerkrieg beenden, hat sich aber wiederholt als brüchig erwiesen.
Franziskus weiß, dass eine dauerhafte Versöhnung Aufgabe der jungen Generation ist, die bislang vor allem Misstrauen und eine zumindest lauernde Gewalt kennengelernt hat.
Junge Menschen aller Glaubensrichtungen rief er auf, "eine neue Seite der Geschichte zu schreiben, voll Hoffnung, Frieden und Versöhnung". Solidarität untereinander sei die "beste Waffe, um die Geschichte zu verändern".
Unverblümt sprach er in der Schlussmesse das Paradox an, dass Mosambik über große Reichtümer verfügt, aber von bitterer Armut geprägt ist.
Madagaskar: Mehr Chancen auf Arbeit
Und krasse Armut erwartete den Papst auch in Madagaskar. Drei Viertel der Menschen müssen mit weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen; mehr als acht von zehn Madagassen auf dem Land haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Reichtum und Einfluss liegen in der Hand von kaum zwei Dutzend Familien.
Der politischen und gesellschaftlichen Elite redete der Papst ins Gewissen, "gegen alle Formen von Korruption und Spekulation vorzugehen"; Maßnahmen für bessere Einkommensverteilung forderte er und mehr Chancen auf Arbeit und Mitgestaltung.
Die Bischöfe hielt er zu einem prophetischeren Auftreten gegenüber dem Staat an. Der "Biss des Evangeliums" dürfe nicht durch "fragwürdige Übereinkünfte" mit dem Staat verloren gehen.
Auch in einer Messe mit mehreren hunderttausend Menschen in der Hauptstadt Antananarivo verurteilte Franziskus einen "Wettstreit im Ansammeln von Gütern" und Ausbeutung. Günstlingswirtschaft und Clandenken sind nach seinen Worten auch in der Kirche nicht fremd.
Ein großes Thema war der Schwund der einzigartigen Artenvielfalt. "Exzessive Entwaldung, die nur dem Vorteil einiger weniger dient", bedrohe die Zukunft des Landes wie auch die Biodiversität an sich.
Mauritius: Zusammenleben und Jugend im Fokus
Die letzte Station des Papstes galt Mauritius, Urlaubs- und Steuerparadies und einer der am besten entwickelten Staaten Afrikas. Die Gesellschaft der Insel hat sich, wenn auch durch dunkle Zeiten hindurch, aus Zuwanderern geformt.
Doch die erfolgreich zusammengeschweißte Vielfalt aus Ethnien und Religionen zeigt Risse, nachdem die Wirtschaftsentwicklung nicht mehr so glücklich verläuft. Für Franziskus ist Mauritius dennoch ein Beispiel, wie Kulturen und Religionen sich gegenseitig bereichern und einen "Weg des Zusammenlebens" finden könnten.
Als weitere Herausforderung sprach er die Jugendarbeitslosigkeit an, die inzwischen über 25 Prozent erreicht hat.
Den weiter aufstrebenden Staat, der bis 2030 global zu den Ländern mit hohen Einkommen gehören will, mahnte der Papst zu einer Wirtschaftspolitik, die Gewinne besser verteilt und neue Arbeitsplätze sowie Förderung der Armen sicherstellt.
Bei manchen Themen blieb Franziskus zurückhaltend
Vieles auf der Reise blieb auch nur angedeutet oder ungesagt. Das Thema Aids etwa: Mosambik weist nicht nur eine der höchsten Geburtenraten der Welt auf, sondern liegt auch bei der Verbreitung des HI-Virus auf den ersten Plätzen. Als eine Ursache gelten mangelnde Aufklärung und unzureichender Zugang zu Verhütungsmitteln.
Franziskus vermied jede moraltheologische Debatte und schlug einen geistlichen Ton an. Aids-Patienten verglich er mit Menschen, die am Straßenrand liegengeblieben sind und denen man über medizinische Behandlung hinaus ihre Würde zurückgeben müsse.
Solche Zurückhaltung stieß bei einheimischen Theologen auf Beifall. Fragen der Sexualität sind in Afrika zu sehr mit einem Tabu behaftet, als dass man so offen wie in Europa darüber reden könnte.
Frage der Familienplanung ausgeklammert
Ähnlich ließ der Papst die Frage der Familienplanung aus. Franziskus weiß, dass ein Appell zu verantworteter Elternschaft und Augenmaß in Moralfragen die schwelende Debatte mit ultrakonservativen Katholiken angeheizt hätte.
Zudem entging er so der Verdächtigung durch afrikanische Gastgeber, sich zum Helfer des Westens zu machen, der aus Eigeninteressen das Bevölkerungswachstum in Afrika dämpfen will.
Wie behutsam er sozialpolitische Anliegen vorbringen kann, zeigte der Papst auch bei Arbeitern in Antananarivo. Seine Forderung nach gerechten Löhnen und menschenwürdiger Arbeit fasste er in die Form eines Gebets - und entzog sie damit parteipolitischer Verzweckung.