DOMRADIO.DE: Der Limburger Bischof Georg Bätzing bezeichnet Pater Henkes als einen Märtyrer der Menschlichkeit. Welche Beziehung haben Sie zu Richard Henkes?
Kurienkardinal Kurt Koch: Ich habe ihn durch das Studium seines Lebens und dann natürlich zur Vorbereitung der Seligsprechung kennengelernt. Er ist für mich eine wunderbare Gestalt eines glaubwürdigen Christen, der Zeugnis abgelegt hat für den Glauben - ein Märtyrer der Nächstenliebe, aus Liebe zu Christus.
DOMRADIO.DE: Inwiefern kann uns das heute noch ein Vorbild sein?
Koch: Die Nachfolge des Herrn, die Nachfolge Christi, ist kein Sonntagsspaziergang, sondern etwas, das sehr ernst mit dem Leben zu tun hat. Der Grund, weshalb Pater Henkes ins Konzentrationslager gekommen ist, ist, weil er sehr früh sensibel gespürt hat, dass der Nationalsozialismus mit menschlichen und christlichen Werten nichts zu tun hat, sondern eine antichristliche neu-heidnische Ideologie ist. Er hat ja dann auch öffentlich gegen die Euthanasie-Programme der Nationalsozialisten Stellung genommen. Was ihn zunächst ins Gefängnis und dann ins Konzentrationslager geführt hat, wo er dann sein Leben hingegeben hat, im Dienst an den kranken Menschen - ein Zeugnis der Nächstenliebe, aus Liebe zu Christus.
DOMRADIO.DE: Nun reisen Sie am Wochenende nach Limburg, wo im Dom zu Limburg der Gottesdienst zur Seligsprechung stattfinden wird. Inwiefern wird sich dieser Gottesdienst von einem normalen Sonntagsgottesdienst unterscheiden?
Koch: Die Seligsprechung ist in die Eucharistiefeier integriert. Am Anfang steht der Akt der Seligsprechung, zunächst mit der Bitte an den Delegaten des Papstes um die Seligsprechung. Dann wird den Gläubigen das Leben des Selig-zu-Sprechenden präsentiert. Dann wird das Dekret des Heiligen Vaters verlesen. Damit wird die Seligsprechung vorgenommen. Es folgen die Verehrung der Reliquien und der Dank für dieses Zeichen, das ganz sicher große Freude auslöst in der Diözese Limburg, in der Gemeinschaft der Palottiner und vor allem bei vielen Tschechen, die ja auch kommen werden, weil Pater Henkes eine Beziehung zu den Tschechen hatte.
Er hat in tschechischen Gebieten gewirkt, sich im Konzentrationslager für tschechische Kranke eingesetzt. Und er hat im Konzentrationslager auch tschechisch gelernt, um nach dem Krieg zur Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen beizutragen. Es ist dann zum Martyrium gekommen, und das ist wahrscheinlich auch ein großes Zeichen der Versöhnung.
DOMRADIO.DE: Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was Sie in der Predigt sagen werden?
Koch: Selbstverständlich. In Limburg wird ja zugleich das Kreuzfest gefeiert, das in der Diözese Limburg eine besondere Bedeutung hat. Das gibt natürlich eine schöne Verbindung: Das Fest der Kreuzerhöhung des Herrn und Richard Henkes, der diese Kreuzesnachfolge antrat.
DOMRADIO.DE: Papst Benedikt XVI. hatte ja schon den Prozess eingeleitet, Seligsprechungen in den Ortskirchen durchzuführen. Für Limburg wird das jetzt die erste Seligsprechung sein. Welche Signifikanz hat die Tatsache, dass die Seligsprechung nicht in Rom stattfindet, sondern in Limburg?
Koch: Das ist ein Zeichen dafür, wie eine Seligsprechung überhaupt vor sich geht. Denn eine Seligsprechung wird durch die Entscheidung des Papstes nur vorgenommen, wenn der Betreffende in der Ortskirche, wo er gelebt und gewirkt hat, verehrt wird. Also die Ortskiche spielt schon eine große Rolle im Prozess der Seligsprechung. Und dass er dann im Ort selber selig gesprochen wird, ist auch eine wunderbare Gelegenheit für die Gläubigen, das in der Ortskirche mitzuerleben.
DOMRADIO.DE: Steht dann als nächstes die Heiligsprechung an oder denkt man da noch gar nicht drüber nach?
Koch: Das hängt dann von anderen Faktoren hab, das ist momentan kein Thema.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.