DOMRADIO.DE: Sie kämpfen seit 20 Jahren für diese Seligsprechung. Was bedeutet es für Sie ganz persönlich, dass es am Sonntag jetzt tatsächlich soweit ist?
Pallottinerpater Prof. em. Dr. Manfred Probst SAC: Das bedeutet das Erreichen eines Zieles, das sich sehr lange hingezogen hat. Aber, wenn man Ausdauer hat und überzeugt ist von dem, was man tut, kommt es doch eines Tages soweit, dass das Ziel erreicht wird. Und das ist eben am kommenden Sonntag der Fall, worüber ich mich natürlich sehr freue.
DOMRADIO.DE: Sie haben in diesem Prozess eine ganz besondere Position. Sie sind nämlich Postulator. Was genau ist denn Ihre Aufgabe?
Probst: Der Postulator ist so etwas wie der Motor eines Selig- oder Heiligsprechungsprozesses. Auf ihn und seine Initiativen kommt es sehr stark an. Er muss zunächst das Leben des Kandidaten studieren. Er muss nach Verwandten suchen, nach Studien- und Schulkameraden. Jedenfalls muss er Menschen finden, die diesen Kandidaten für die Seligsprechung erlebt haben und die darüber Auskunft geben wollen und können.
Da habe ich doch eine ganze Menge gefunden. Das Besondere ist, dass es auch Zeugen aus Tschechien gibt. Denn Henkes war, bevor er verhaftet wurde und ins KZ Dachau kam, Pfarrer im früheren Strandorf, dem heutigen Strahovice. Auch dort haben wir noch Zeugen gefunden. Aber dafür muss man erst einmal bis in den Osten Tschechiens fahren, um dort zu suchen. Ich kann nur sagen: Es haben sich auch dort noch erstaunlich viele Zeugen gefunden.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie mit diesen Menschen ins Gespräch kommen, an was ganz konkret erinnern die sich oder wie beschreiben sie Pater Henkes? Was war er für ein Mensch?
Probst: Sie beschreiben ihn als einen sehr guten und erfolgreichen Seelsorger, der sich um die Kinder und Jugendlichen gekümmert hat. Pater Henkes war im Laufe der Nachkriegszeit weitgehend vergessen worden. Und als Postulator habe ich dann versucht, Gruppen zu bilden, die sich regelmäßig für die Entwicklung des Seligsprechungsprozesses interessiert haben. Auch das ist ein gutes Mittel, Menschen auf längere Sicht bei der Stange zu halten; indem ich ihnen auch erzählt habe, was sich an bedeutsamen Ereignissen - etwa im letzten Jahr - getan hat.
DOMRADIO.DE: Fühlen Sie sich persönlich besonders mit Pater Henkes verbunden, nachdem Sie sein Leben einmal komplett auf links gedreht und sich so viel informiert haben?
Probst: Ja, das kann man so sagen. Es gab eine lange Zeit in meinem Leben, in der ich von Pater Henkes keine besondere Notiz genommen habe. Vielleicht darf ich sagen: Das Interesse an Pater Henkes ist durch mich geweckt worden: Ich hatte Bekannte in Tschechien, die zunächst gar nichts mit Pater Henkes zu tun hatten. Das kam erst, als sich bei den Forschungen herausstellte, dass Pater Henkes ein besonderes Verhältnis zu den Tschechen hatte, dass er im KZ dem späteren Erzbischof von Prag, Josef Beran, begegnet ist und bei ihm sogar Tschechisch gelernt hat. Das sind Erlebnisse und Erfahrungen, die einen prägen, ob man will oder nicht. Ich bin vom Charakter und von der Wesensart dieses Mannes und Priesters gleichsam ergriffen worden und bin heute sehr froh.
Das Interview führte Verena Tröster.