Bei seinem ersten Besuch im Vatikan ist der neue Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, Landesbischof Frank-Otto July, am Mittwoch auch mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Am Rande der Generalaudienz auf dem Petersplatz habe man über die Ökumene der Märtyrer gesprochen, sagte July der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rom. Franziskus setze weiter große Zuversicht in die Freundschaft und den Dialog mit den lutherischen Christen.
Die lutherische Delegation hält sich seit Montag in Rom auf. Bei den Gesprächen im Vatikan ging es um den aktuellen Stand der Ökumene. "Atmosphärisch waren die Gespräche vorzüglich", so July, "sachlich aber braucht es alles noch seine Zeit".
Kommunion für konfessionsverbindende Paare
Mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, habe man auch über die Handreichung der deutschen Bischöfe zur Kommunion für konfessionsverbindende Paare gesprochen. July äußerte Verständnis für die Verantwortung des Vatikan für die katholische Weltkirche; doch habe er bei dem Gespräch auch auf die "pastoralethische Herausforderung" der Kirchen vor Ort hingewiesen. Im Gebiet seiner Kirche, in Württemberg etwa, gebe es große Erwartungen von evangelischen wie katholischen Gläubigen.
Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, zuständig für den Dialog mit der katholischen Kirche, berichtete von der Begegnung mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch. Dieser habe den fortgeschrittenen Stand des Dialogs mit den Lutheranern gewürdigt. Der für November geplante Beginn für dessen nächste internationale Dialogstufe zu den Themen Kirche, Amt und Eucharistie wird sich nach Julys Aussage jedoch verzögern. Zuvor müssten als Voraussetzung noch die Ergebnisse der 5. Gesprächsphase zu Taufe und Kirchengemeinschaft jeweils abschließend rezipiert werden.
Am Montagabend hatte die Delegation an einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche San Bartolomeo teilgenommen. Angehörige des 1942 in deutscher Haft gestorbenen polnisch-lutherischen Bischofs Juliusz Bursche (1862-1942) übergaben dort der Gemeinschaft Sant'Egidio einen Brief, den Bursche 1941 aus dem KZ Sachsenhausen an seine Familie geschrieben hatte. In San Bartolomeo auf der Tiberinsel wird der Märtyrer des 19. bis 21. Jahrhunderts gedacht, darunter der Opfer von Nationalsozialismus und Kommunismus.