Stimmen zum synodalen Weg

Raus aus der Komfortzone

Mit ihrem synodalen Weg will die katholische Kirche in Deutschland Weichen für die Zukunft stellen. Erzbischof Heße hofft, dass der Reformprozess die Einheit befördert. Bischof Wilmer appelliert, auch das Thema "Mission" zu behandeln.

Den richtigen Weg nehmen / © James Wheeler (shutterstock)
Den richtigen Weg nehmen / © James Wheeler ( shutterstock )

Die katholische Kirche muss nach Ansicht Heßes "aus ihrer Komfortzone herauskommen". Der geplante Reform- und Gesprächsprozess der deutschen Bischöfe könne dazu einen Beitrag leisten. Erzbischof Stefan Heße äußerte sich auf dem Medienempfang des Erzbistums Hamburg. Der sogenannte "synodale Weg" zur Erneuerung der Kirche soll im Dezember starten.

Die Reformgespräche sollten die deutschen Katholiken enger zusammenbringen, so Heße weiter. "Der synodale Weg soll nicht zur Spaltung beitragen, sondern er soll die Einheit befördern." Dass es innerkirchliche Diskussionen um den geplanten Prozess gebe, sei völlig normal. "Es ist eine irrige Überzeugung, wenn wir meinen, in der Kirche herrsche immer die totale Harmonie", sagte der Erzbischof. Er hoffe, dass es nicht bei einer einmaligen Initiative bleibe, sondern dass die Synodalität zum dauerhaften Element in der deutschen Kirche werde, so Heße.

Warnung vor überhöhten Erwartungen

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, warnte vor falschen und überhöhten Erwartungen an die angekündigte Reformdebatte innerhalb der deutschen katholischen Kirche. "Niemand wird ernsthaft glauben, dass im nächsten Jahr Frauen zu Priesterinnen geweiht werden", sagte er am Mittwochabend in Hamburg. Aber die Diskussion darüber werde niemand mehr unterbinden können. 

"Das Ziel sind keineswegs die Reformen an sich, sondern eine Kirche, die in einer zunehmend säkularen Welt authentisch von Gott sprechen kann", sagte Sternberg. Der Vertreter des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus betonte, dass es bei dem Reform- und Gesprächsprozess um die Beseitigung der systemischen Ursachen des Missbrauchsskandals gehe. Die Einrichtung weiterer Foren etwa zu den Themen Ökologie oder Neuevangelisierung, wie sie von verschiedenen Seiten gefordert werde, sei daher nicht sinnvoll. Nach derzeitigem Stand sind vier Foren zu den Themen Macht, Sexualmoral, priesterliche Lebensform und Rolle der Frau geplant.

"Vertrauensvolle Atmosphäre"

Sternberg sieht im "synodalen Weg" nach eigenen Worten "eine große Chance". Er sei optimistisch, dass die Gespräche zielorientiert geführt würden und sich nicht im ergebnislosen Reden erschöpften. Die Beratungen zwischen Bischofskonferenz und ZdK zur Vorbereitung liefen in sehr vertrauensvoller Atmosphäre. "Die Zeiten, in denen sich Bischöfe und Laien unversöhnlich gegenüberstanden, sind vorüber", so der ZdK-Präsident.

Hildesheims Bischof Heiner Wilmer sprach sich dafür aus, bei der angekündigten kirchlichen Reformdebatte auch das Thema Mission in den Blick zu nehmen. Der Kritik, dass beim "synodalen Weg" ein Forum zur Erneuerung des Glaubens fehle, könne er viel abgewinnen, sagte er dem kirchlichen Internetportal Vatican News.

Botschaft Jesu im Zentrum

Die geplanten Themen nähmen die kirchliche Struktur in den Blick und beträfen daher eher eine Binnensicht, sagte Wilmer. "Sie sind wichtig für die Wahrhaftigkeit, aber unser eigentlicher Auftrag bleibt davon unberührt." Im Zentrum müsse die Botschaft Jesu stehen und die Frage, wie die Kirche auf die Menschen zugehe.

Beispiel sei die Bewegung "Fridays for Future", bei der es um die Bewahrung der Schöpfung gehe. Papst Franziskus habe dazu mit der Enzyklika "Laudato si" ein wunderbares Dokument verfasst. Es knüpfe an die Themen der Menschen an. "Diesem Dokument könnten und sollten wir deutlich mehr Aufmerksamkeit widmen."


Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim / © Harald Oppitz (KNA)
Heiner Wilmer, Bischof von Hildesheim / © Harald Oppitz ( KNA )

Thomas Sternberg, ZdK-Präsident / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Sternberg, ZdK-Präsident / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA