"Es ist richtig und wichtig, dass wir in den kommenden Monaten transparent und offen über Fragen wie Sexualmoral, Machtverteilung, Frauen in der Kirche oder Zölibat sprechen", sagte Neher am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg.
"Aber damit haben wir noch nicht die entscheidende Frage geklärt, für welche Aufgaben und mit welchen Haltungen Christen und ihre Kirche in der modernen, digitalen, pluralen Welt einstehen."
Mehr Transparenz und Offenheit
Christlicher Glaube müsse wieder stimmig und überzeugend sein, so Neher. Es gelte, "ohne Verzagtheit und Resignation" zu schauen, für was sich die Kirche jetzt und künftig engagiere.
Im Blick auf den Prozess des "synodalen Weges", dessen weitere Schritte am Freitag und Samstag bei einer Tagung in Fulda geplant werden, sprach sich Neher für mehr Transparenz und Offenheit aus.
"Zum Beispiel ist es nicht transparent, wie die Auswahlkriterien für die nominierten Teilnehmer waren." Er hoffe auf eine weitere Öffnung des Kreises der Diskutierenden. "Was ist etwa mit Stimmen der Basis in den Kirchengemeinden? Und wie können wir mit Menschen in Dialog kommen, die sich zuletzt von Kirche und Glaube abgewandt haben oder noch nie dazu einen Zugang hatten? Dieser Blick vom Rand oder von außen wäre sehr wichtig", so Neher.
Gespannt auf Beratungen zum Thema Sexualmoral
Für die Arbeit der Caritas sieht Neher interessiert auf die Beratungen zum Thema Sexualmoral. "Da muss sich etwas ändern, um im Geiste des Evangeliums Lebensentwürfe moderner Menschen zu würdigen und wieder glaubwürdig zu werden. Das hat direkte Auswirkungen auch auf die soziale Arbeit der Caritas, sei es etwa in der Schwangerenberatung oder in der Jugendhilfe."
Die katholischen Bischöfe hatten im Frühjahr einen Gesprächsprozess zur Erneuerung der Kirche angestoßen. Gemeinsam mit dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) soll dieser "synodale Weg" beispielsweise Lehren aus dem Missbrauchsskandal ziehen und Vertrauen zurückgewinnen.