In der katholischen Kirche steigt die Frequenz der Konferenzen und Beratungen. Neun Tage nach der "erweiterten Gemeinsamen Konferenz aus Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken" kommen ab Montag die 69 Mitglieder der Bischofskonferenz in der osthessischen Bischofsstadt zu ihrer Herbstvollversammlung zusammen.
Auch dann geht es wieder um den "synodalen Weg" zu kirchlichen Reformen, den die Bischöfe bei ihrem Frühjahrstreffen in Lingen ausgerufen hatten. Mittlerweile haben vier Arbeitsgruppen Thesenpapiere über die Sexualmoral, die Lebensform für Priester, die Frage der Macht und, auf Wunsch des Laien-Dachverbands ZdK, die Rolle der Frau verfasst. In "großer Offenheit und Freimütigkeit" wurden die Vorlagen bei der Gemeinsamen Konferenz besprochen und aus Gründen der Transparenz anschließend veröffentlicht.
Noch im Vorbereitungsmodus
Bislang nicht publik ist das Statut, das dem synodalen Weg seinen organisatorischen Rahmen geben soll. Mit welchen Mehrheiten kommen Beschlüsse zusammen, welche Verbindlichkeit haben diese dann für die einzelnen Bistümer, und darf es auch Minderheitenvoten geben? Erst wenn jetzt in Fulda die Bischofskonferenz und später dann das ZdK getrennt voneinander den Vorschlägen zugestimmt haben, kann der "synodale Weg" mit Beginn des neuen Kirchenjahres im Advent beginnen. Alles, was bisher geschah, hat lediglich vorbereitenden Charakter.
Im Unterschied zur Gemeinsamen Konferenz dürften jetzt unterschiedliche Standpunkte aufeinandertreffen: Festmachen kann man die Positionen an der Interpretation des Schreibens von Papst Franziskus "An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" von Ende Juni. Während die meisten sich ebenso wie der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx und ZdK-Präsident Thomas Sternberg bestätigt sehen, äußerte etwa der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die Sorge, dass der synodale Weg "große Gefahren in sich birgt - vor allem mit Blick auf eine Spaltung innerhalb der deutschen Kirche".
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat eingeräumt, dass die aktuellen "Suchbewegungen durchaus spannungsreich" seien. Es werde weder eine Nationalkirche noch eine neue Kirche des 21. Jahrhunderts erfunden, "aber eben auch kein Museum, in dem wir schöne Erinnerungsstücke der Vergangenheit aufbewahren wollen und nur ab und zu abstauben". Mit seiner Besorgnis steht Kohlgraf nicht alleine da. Auch viele andere Bischöfe sprechen teilweise offen aus, dass sie die aktuelle Situation besorgt und bedrückt. Aber die sehr große Mehrheit sieht keine Alternative zu dem von ihnen eingeschlagenen Weg.
Missbrauchsaufarbeitung wird Thema sein
Ebenfalls schwierig könnte die Diskussion ein Jahr nach Veröffentlichung der Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" (MHG-Studie) werden. Der Missbrauchsbeauftragte der Konferenz, Triers Bischof Stephan Ackermann, hatte ein anderes Entschädigungssystem für Opfer angedeutet, bei dem Betroffenen deutlich mehr Geld erhalten könnten.
Er bestätigte, dass Summen von mehreren Hunderttausend Euro pro Fall im Gespräch seien.
Noch ist offen, für welches Verfahren der Entschädigung sich die Bischöfe entscheiden werden und wann sie dies tun. Nicht alle begrüßen die Initiative des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger, der ein eigenes Verfahren mit "regelmäßigen Unterstützungsleistungen" beschlossen hat. Solche rentenähnlichen Zahlungen soll es künftig im Südwesten für Missbrauchsopfer geben, die nicht für ihren Lebensinhalt aufkommen können. Die ärmeren Bistümer im Osten und Norden würde dieser Ansatz ebenso überfordern wie die mögliche Einmalzahlung sechsstelliger Summen pro Opfer.