Nach den Worten des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, steckt die katholische Kirche in einer "tiefen Vertrauenskrise". Daher reiche es in der aktuellen Reformdebatte nicht, nur zu diskutieren, sagte Sternberg der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vor der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda. Dort wollen sie ab Montag über Reformen in der Kirche und die weitere Aufarbeitung des Missbrauchsskandals beraten.
Sternberg plädierte für verbindliche Beschlüsse: "Wenn Beschlüsse die Weltkirche betreffen, werden wir unser Votum nach Rom tragen." Er sagte, dass es neben dem Zölibat auch um die Frage gehe, ob Frauen ordiniert werden dürfen. Sternberg verwahrte sich zudem gegen Kritik: "Wir wollen so wenig einen Sonderweg der Kirche in Deutschland wie die Bischöfe. Es droht auch keine Spaltung. Wer das behauptet, übertreibt maßlos und bedient ein Zerrbild."
"Synodaler Weg" Schwerpunkt bei Vollversammlung
Schwerpunkt der Beratungen in Fulda sind die mit dem ZdK vereinbarten Pläne für den von den Bischöfen beschlossenen "synodalen Weg". Bei dieser Reformdebatte soll es ab Dezember unter anderem um die Rolle der Frau in der Kirche gehen. Weitere zentrale Themen sind Macht und Gewaltenteilung sowie Sexualmoral und die priesterliche Lebensform.
Kritik aus Rom
Im Vorfeld gab es drei Briefe, über die die Bischöfe in Fulda ebenfalls sprechen werden: Einen Brief von Papst Franziskus an alle deutschen Katholiken und den Antwortbrief des Vorbereitungskomitees sowie einen Brief des Leiters der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet. Darin stellte dieser das Vorhaben des "synodalen Weges" inhaltlich und kirchenrechtlich in Frage.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte diese Vorbehalte zurückgewiesen und vergangene Woche in Rom Gespräche mit Ouellet und dem Papst geführt, um Missverständnisse und Irritationen auszuräumen. Anschließend berichtete er von einem "konstruktiven Dialog", der in die Beratungen einfließen werde.
Sternberg wandte sich in der Zeitung dagegen, Einfluss von Laien zu beschneiden. "Es wird in den Beratungen um das bessere Argument gehen, nicht darum, ob es von Laien oder Bischöfen kommt, von Frauen oder Männern."