Trotz Personalanstieg belastet Erzieher-Mangel Kitas

Es ist von einem "Trauerspiel" die Rede

Trotz einer enormen Aufstockung des Personals belastet laut einer aktuellen Bertelsmann-Studie der Erzieher-Mangel die Kita-Qualität. Das Deutsche Kinderhilfswerk sprach angesichts der Ergebnisse von einem "Trauerspiel".

Kinder im Sandkasten / © Harald Oppitz (KNA)
Kinder im Sandkasten / © Harald Oppitz ( KNA )

Mit dem Kita-Ausbau ist von 2008 bis 2018 die Zahl des pädagogischen Personals um 54 Prozent von rund 380.000 auf 580.000 gestiegen, wie die Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag in Gütersloh mitteilte. Im Bundesschnitt zeige sich seit Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz 2013 zwar eine verbesserte Personalsituation, aber sie verdecke die unterschiedlichen Entwicklung in den Ländern. Insgesamt brauche es fast 106.500 zusätzliche Fachkräfte, um die Empfehlungen der Stiftung zu realisieren.

Kinderhilfswerk spricht von "Trauerspiel"

Das Deutsche Kinderhilfswerk sprach angesichts der Ergebnisse von einem "Trauerspiel". Es forderte am Donnerstag in Berlin eine "gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kommunen zur Verbesserung der Kita-Qualität in Deutschland".

Bundesweit war laut der Analyse eine vollzeitbeschäftigte pädagogische Fachkraft in Krippengruppen im März 2018 für 4,2 Kinder unter drei Jahren zuständig. Fünf Jahre zuvor seien es statistisch gesehen noch 4,6 Kinder gewesen. Bei den Kindergartengruppen (3 bis 6 Jahre) verbesserte sich die Betreuungsquote von 9,6 Kindern pro Erzieher 2013 auf 8,9 Kindern im vergangenen Jahr.

Trotz dieser Entwicklung sorgen die Personalschlüssel vielerorts nach wie vor dafür, dass in zahlreichen Kitas nicht kindgerecht betreut werden kann und die Arbeitsbelastung für die Erzieher sehr hoch ist, so die Ergebnisse des Ländermonitorings "Frühkindliche Bildungssysteme". Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt, dass in einer Krippe maximal drei Kinder auf eine pädagogische Fachkraft kommen, in Kindergartengruppen 7,5.

"Gute-Kita-Gesetz" als vertane Chance

Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger bezeichnet deswegen das "Gute-Kita-Gesetz" als vertane Chance. "Es fehlen im Gesetz bundesweit einheitliche Standards für die Personalausstattung, damit überall kindgerechte Betreuungsverhältnisse und gleiche Arbeitsbedingungen realisiert werden können." So hat sich demnach in Ländern wie Bremen und Thüringen die Personalausstattung in allen Gruppen verschlechtert hat oder stagniert.

Andernorts, etwa in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Hamburg, haben sich die Personalschlüssel von einem ungünstigen Ausgangsniveau deutlich verbessert. Hervorzuheben sei Mecklenburg-Vorpommern, wo bei den Personalschlüsseln der größte Qualitätssprung für die älteren Kinder gelungen sei - von 1 zu 14,9 auf 1 zu 13,2. Allerdings sei eine Fachkraft in Baden-Württemberg rein rechnerisch für 7,0 Kinder zuständig.

Das Deutsche Kinderhilfswerk forderte, die im Rahmen des Gute-Kita-Gesetzes bereitgestellten Gelder konsequent einzusetzen.

Ebenso gelte es, bundeseinheitliche Mindeststandards in der Qualität sicherzustellen sowie den gestiegenen Herausforderungen für Kitas beim Thema Inklusion und Teilhabe aller Kinder zu begegnen, erklärte Bundesgeschäftsführer Holger Hofmann. Bei gleichbleibendem Tempo brauche es noch 10 Jahre bei über Dreijährigen und sogar 15 Jahre bei Krippengruppen, ehe der Personalschlüssel zufriedenstellend sei.

"Diese Bummelei bei der Verbesserung der Kita-Qualität ist fahrlässig und muss ein Ende haben", sagte Hofmann. Dies helfe auch der Gesellschaft, "Bildungsnachteile abzubauen, Armut zu überwinden und Lebensverläufe wirtschaftlich und sozial zu stabilisieren".


Erzieherin mit Kindergartenkindern / © Jan-Philipp Strobel (dpa)
Erzieherin mit Kindergartenkindern / © Jan-Philipp Strobel ( dpa )
Quelle:
KNA