Zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge hat Papst Franziskus zum Einsatz für Benachteiligte aufgerufen. Es gehe nicht nur um Migranten, betonte der Papst am Sonntag mit Verweis auf das gleichlautende Motto des Aktionstages. Aufmerksamkeit brächten alle Menschen, "die zusammen mit den Migranten und Flüchtlingen Opfer der Wegwerfkultur sind".
In den biblischen Texten werde die Sorge um die Benachteiligten als Wesenszug Gottes dargestellt, so Franziskus weiter. Daher sei der Einsatz gegen Ungerechtigkeiten eine "moralische Pflicht" aller Christen. Niemand dürfe sich davon ausnehmen, betonte der Papst unter Anspielung auf eine Passage aus dem Buch Amos des Alten Testaments: "Wehe den Sorglosen und den Schlemmern", die sich um den Niedergang des Volkes nicht sorgen, "obwohl er allen vor Augen steht".
Die moderne Welt verschließe sich immer mehr den Belangen von armen und hilfsbedürftigen Menschen. Diese Tatsache schmerze, so Franziskus. "Wir können nicht umhin zu weinen. Wir können nicht umhin zu reagieren", mahnte er angesichts fortgesetzter Ausbeutung von Entwicklungsländern sowie Kriegen und Konflikten in der Welt.
"Die Entwicklungsländer werden zugunsten einiger weniger privilegierter Märkte weiterhin ihrer besten natürlichen und menschlichen Ressourcen beraubt. Kriege betreffen nur bestimmte Regionen der Welt, aber die Waffen zu ihrer Herstellung werden in anderen Regionen produziert und verkauft, die sich dann jedoch um die aus diesen Konflikten hervorgehenden Flüchtlinge nicht kümmern wollen. Immer sind es die Kleinen, die den Preis dafür zahlen, die Armen und die am meisten Schutzbedürftigen, die man hindert, am Tisch zu sitzen und denen man die Reste des Banketts übriglässt.“
Buntes Zeichen für Menschlichkeit
Bei der Messe sang und musizierte ein multiethnischer Chor. Die Männer und Frauen trugen farbenfrohe T-Shirts mit dem aufgedruckten Titel der diesjährigen Papstbotschaft zum Weltmigrationstag: "Es geht nicht nur um Migranten". Die Sänger und Sängerinnen stammen unter anderem aus Sri Lanka, Indien, Indonesien, den Philippinen, Mexiko, Kongo, Peru und Italien.
Der Weihrauch, der bei dem Gottesdienst zum Himmel stieg, stammte aus Äthiopien, ein Geschenk des Prinzen Jaime de Bourbon de Parme, der früher niederländischer Botschafter beim Heiligen Stuhl war und derzeit beim UNO-Flüchtlingshochkommissariat wirkt.
Papst enthüllt Plastik eines Flüchtlingsschiffs
Am Ende des Gottesdienstes hat Franziskus auf dem Petersplatz die Plastik eines Migrantenschiffes enthüllt. Das aus Bronze und Ton gestaltete Werk des kanadischen Künstlers Timothy Schmalz zeigt ein Schiff, an dessen Bord 140 Migranten verschiedener Herkunftsländer und Zeiten zu sehen sind. Die Plastik trägt den Titel "Angels unaware" ("Ungeahnte Engel").
Der Titel des Kunstwerks bezieht sich auf einen Satz im Brief an die Hebräer aus dem Neuen Testament. Darin heißt es: "Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt!". Er habe diese Plastik für den Petersplatz ausgesucht, damit sie "stets an die Herausforderungen der Gastfreundschaft aus dem Evangelium erinnert", so Franziskus am Ende des Gottesdienstes.
"Es geht nicht nur um Migranten"
Der "Welttag des Migranten und Flüchtlings" wurde 1914 von Papst Benedikt XV. (1914-1922) eingeführt. 2019 findet er laut Vatikanangaben zum 105. Mal statt. Das Motto des diesjährigen Welttags lautet: "Es geht nicht nur um Migranten". Damit will die katholische Kirche einerseits auf die größeren Ursachen für Flucht und Migration aufmerksam machen, andererseits aber auch auf die Lage von Bedürftigen in westlichen Gesellschaft.
Unterstützung für Dialog in Kamerun
Der Papst rief außerdem für die am Montag in Kamerun beginnenden Friedensgespräche zu Gebet und Unterstützung auf. Bei der "Suche nach einer Lösung für die schwierige Krise, die das Land belastet" sei er "dem Leiden und den Hoffnungen des geliebten kamerunischen Volkes nahe", so das Kirchenoberhaupt.
Er hoffe, dass der geplante nationale Dialog zu einem "gerechten und dauerhaften Frieden" führe, so der Papst. Das zentralafrikanische Kamerun wird seit Jahren von Auseinandersetzungen in den englischsprachigen Regionen Nordwest und Südwest mit der französischsprachigen Zentralregierung belastet. Die von Präsident Paul Biya (86) angekündigten Gespräche sollen eine Lösung für den Konflikt bringen, durch den mindestens 2.000 Menschen gestorben und mehr als 530.000 obdachlos geworden sind.