Musikrat äußert sich zu Debatte um Mädchen- und Knabenchöre

Gleiche Chancen für Mädchen und Jungen

Der Landesmusikrat Berlin fordert für Mädchen die gleichen Chancen einer exzellenten Chorausbildung wie für Jungen. Es müssten vergleichbare und kostenfrei zugängliche Strukturen geschaffen werden. 

Knabenchor / © Tomasetti (Kölner Dommusik)

Das erklärte die Generalsekretärin des Landesmusikrats, Franziska Stoff, am Mittwoch in Berlin bei einem Runden Tisch "Singen im Chor - Chancengleichheit für Mädchen und Jungen". Berühmte Knabenchöre wie der Leipziger Thomanerchor und die Regensburger Domspatzen sind durch ihre lange Tradition institutionell verankert und werden oft aus öffentlichen oder kirchlichen Mitteln gefördert, so dass die Mitgliedschaft - im Gegensatz zu vergleichbaren Mädchenchören - meist nichts kostet.

Die Lösung liege nicht darin, Mädchen den Zugang für Mädchen zu den Knabenchören zu erzwingen, so Stoff. "Es kann nicht sein, dass die Mädchen sein müssen wie die Jungen, damit sie die Förderung bekommen", sagte sie.

Aber sie sollten wie die Jungen die Chance auf eine "hoch qualifizierte und kostenfreie musikalische Grundausbildung erhalten, die ihnen auch Zugang zu sozialen und beruflichen Netzwerken ermöglicht". Durch "die patriarchalischen Strukturen", die in der Vergangenheit entstanden seien, hätten Jungen in Knabenchören immer noch Vorteile.

Klage eines Mädchens zur Aufnahme in Knabenchor

Das Landgericht Berlin hatte Mitte August die Klage eines neunjährigen Mädchens zur Aufnahme in einen Berliner Knabenchor zurückgewiesen. "Die Ausrichtung des Klangbildes eines Chores gehört zur Kunstfreiheit", so die Urteilsbegründung. Auch sah es das Gericht als erwiesen an, dass es einen "Knabenchorklang" gebe.

Es gehe nicht um das Abschaffen oder "das Bashing der Knabenchöre", so Stoff. Auch diese hätten ihre Berechtigung und sollten weiter bestehen. Allerdings hätten Mädchenchöre die gleiche finanzielle Unterstützung verdient. "Dies ist ein Bildungsauftrag, der gesellschaftlich unterstützt werden muss", so die Präsidentin des Chorverbandes Berlin, Petra Merkel.

Sie sprach sich auch dafür aus, gemischte Kinderchöre stärker zu fördern. "Die Vielfalt soll auf jeden Fall erhalten bleiben." Auch der reine Mädchenchor habe seinen besonderen Klang.


Quelle:
KNA