"Ich bin allen von Herzen dankbar, die sich vor 30 Jahren und auch die Jahre und Jahrzehnte davor, nicht schrecken ließen von Staatsmacht und Willkür", sagte die evangelische Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt bei einem ökumenischen Gottesdienst am Donnerstag in Kiel. Auch der katholische Erzbischof Stefan Heße zeigte sich dankbar für die Wiedervereinigung.
Die freie Fahrt zwischen alten und neuen Bundesländern sei heute erfreulicherweise selbstverständlich, sagte der Hamburger Erzbischof laut vorab verbreitetem Redemanuskript. "Über vierzig Jahre lang war diese Fahrt aber nur unter vielen Schwierigkeiten möglich und viele Menschen verloren beim Versuch, diese Trennung zu überwinden, ihr Leben", so Heße vor Spitzenvertretern aus Politik, Kultur und Gesellschaft.
Die Wiedervereinigung ist nach seinen Worten längst nicht vollendet. Die "Zeit der Heilung, des Wachsens, des Reifens, der Erneuerung" sei noch im vollen Gange, betonte er.
Gottesdienst in der Kirche Sankt Nikolai
Kühnbaum-Schmidt erinnerte daran, dass vor der Wende auch Kirchengemeinden ihre Türen geöffnet hätten und so "Erprobungsräume für Freiheit und Demokratie" geworden seien. Auch heute brauche es solche Räume, in denen die Freiheit für ein nachhaltiges Leben in Einklang mit Gottes guter Schöpfung gelebt werde, so die Bischöfin laut Manuskript.
An dem Gottesdienst in der Kirche Sankt Nikolai nahmen unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil. Die Feier stand unter dem Motto "Gottes Kraft erneuert".
Kiel ist in diesem Jahr Ausrichter der zentralen Feier zum Tag der Deutschen Einheit. Noch bis Donnerstagabend feiern Tausende Besucher ein großes Bürgerfest in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt zum Thema "Mut verbindet". Die Veranstaltung findet turnusgemäß in dem Bundesland statt, das die Bundesratspräsidentschaft innehat.