Bei einem Empfang am Donnerstag im Beisein des vatikanischen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Richard Gallagher verwies er auf den gemeinsamen Einsatz für Frieden, Religionsfreiheit, Menschenwürde und Umweltschutz. Zum taiwanischen Nationalfeiertag erhob Lee sowohl Vorwürfe gegen das kommunistische China wie auch gegen die Vereinten Nationen.
Lee rühmte sein Land vor den anwesenden Vatikanvertretern als "die älteste Demokratie in Asien"; Religionsfreiheit und Schutz der Menschenrechte seien gefestigt. Weiter verwies er auf Taiwans Maßnahmen gegen Menschenhandel, die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten und eine Implementierung grüner Technologien nach dem Vorbild der Papst-Enzyklika "Laudato Si" (2015).
"Ein Land, zwei Systeme"
Peking warf Lee beständige Einmischung in innere Angelegenheiten und politischen Druck vor. Taiwan sei bereit zu einem Dialog, aber nur auf Augenhöhe und ohne Vorbedingungen. Das von den Päpsten vertretene Konzept, dass Frieden auf Gerechtigkeit fuße, müsse "das kommunistische China erst noch verstehen", so der Botschafter.
Die Vorgänge in Hongkong zeigten, dass das Modell "Ein Land, zwei Systeme" gescheitert sei. Demokratie und Freiheit seien die "fundamentalen Prinzipien, um nicht nur in Taiwan, sondern auch in Hongkong und in Kontinental-China zu regieren". Taiwans weitgehende diplomatische Isolierung nannte Lee ungerecht und diskriminierend sowie einen Widerspruch zu den Grundprinzipien der Vereinten Nationen. Gegenüber dem Vatikan sprach er sich für eine "Kooperation an verschiedenen Fronten zum beiderseitigen Nutzen" aus. Als Beispiel nannte er die gemeinsam mit der päpstlichen Entwicklungsbehörde organisierte Verteilung von 1.000 solarstrombetriebenen Radiogeräten für Familien in Uganda.