Wird im Fernsehen nicht viel zu viel gequatscht? Abend für Abend überfallen uns Talk-Runden und Talkshows mit auskunftsfreudigen oft selbsternannten und immergleichen Experten, die sich inzwischen ihre Stammplätze in den Sesseln der dauerplaudernden TV-Gesellschaft erobert haben. Oder wir müssen profillose Bekenntnisschleifen drittklassiger Prominenz zu banalsten Binsen ertragen. Auffällig dabei ist, dass es heute echt easy scheint, über intimste Sexpraktiken zu sprechen, wenn allerdings Religion ins Spiel kommt und über Gott geredet wird, dann wird häufig verschämt geschwiegen, gehüstelt oder kauzige Exoten treten auf, die aus hinterwäldlerischen Stuben der katholischen Kirche gekramt werden und reden wie auf einem schlecht besetzen Mittelaltermarkt.
Über Sinnerlebnisse sprechen
Und jetzt, jetzt kommt also 'Sellmanns Guter Abend', also noch eine Talkshow. Brauchen wir das? "Ja", sagt Professor Matthias Sellmann. "Denn wir Menschen brauchen alle ein Sinnerlebnis, eine Sinnerfahrung und da interessiert mich einfach, was der andere gefunden hat". Das neue Talk-Format greift hoch ins Regal. Die Oberfläche will es verlassen und zu Probebohrungen in den Himmel einladen. Denn Sellmann ist ein neugieriger Mensch. Den Pastoraltheologen interessiert, was den Menschen im Leben einen Sinn gibt, in einer Welt, in der man heute nicht mehr automatisch, durch familiäre Prägung oder moralischen Druck, katholisch oder evangelisch ist. "Viele Leute fragen sich, gibt es da etwas? Viele Leute ahnen, dass sie sich zu Fragen nach der Welt und dem eigenen Selbst in der Welt verhalten müssen", erklärt Sellmann. "Viele Menschen sind weltanschaulich unterwegs. Und manche davon, Christinnen und Christen oder auch Muslime haben eine explizite Gottesvorstellung und auch eine Erfahrung dahinter". Der Austausch darüber sei spannend, zu erfahren, was jemand erlebe, der eine bestimmte Gotteserfahrung habe und jemand, der auf der Suche sei, erklärt Sellmann.
Vom Bestatter bis zum Comedian - spannende Gäste der Pilotsendung
In seiner neuen Talkshow möchte der Theologe leicht und locker mit Menschen ins Gespräch kommen, die die Sinnfrage stellen. "Zum guten Abend gehört dabei auch ein gutes Ambiente. Man ist mit netten Menschen unterwegs - in einer schönen Location", sagt Sellman, der seine Gäste ins historische alte Pfandhaus in der Kölner Südstadt eingeladen hat. "Dazu kommt dann auch, dass man sich weltanschaulich gut fühlt, dass man auch mal über das Ganze nachdenkt, dass man Informationen bekommt darüber, dass auch das Ganze, in dem man sich bewegt, gut ist".
In der Pilotsendung 'Sellmanns Gute Abend', die am 15. Oktober aufgezeichnet wird, ist der Bestatter Clemens Fritz aus Bochum eingeladen, der außergewöhnliche Erfahrungen in Krisengebieten in der Türkei gesammelt hat oder Bärbel Ackerschott von der Notschlafstelle Notel in Köln, die, wie der Moderator sagt, mit einem großen Herz für Ausgestoßene und Drogenabhängige, mit viel Respekt vor anderen Menschen und auch mit einer großen Klarheit darüber spricht, wie sie das in dieser Arbeit aushält und warum sie das sogar sehr gerne macht.
Ganz normal über Gott sprechen
Die Gespräche werden umrahmt von Musik, von Jazz bis Bach oder vom Auftritt des bekannten Comedian Dave Davies und dann kommt auch ein Parfumer in die Sendung, mit dem Professor Sellmann das einmalige Projekt verfolgt, geistliche Erfahrungen riechbar zu machen. "Denn wenn man nach dem Sinn des Lebens fragt, spielen die Sinne eine bedeutende Rolle", ist Sellmann überzeugt.
Sellmanns Guter Abend ist etwas Neues, ein Late-Night-Talk, bei dem Menschen zu Wort kommen, die Überraschendes erlebt haben und die besondere Geschichten rund um den Sinn des Lebens und die Frage nach Gott erzählen. "Wir fallen da sicher nicht mit plakativen Gotteserfahrungen ins Haus, sondern sprechen darüber, was Menschen in einem Leben trägt, das riskant und leidenschaftlich gelebt wird. Die Frage nach Gott und die Frage, was in meinem Leben Bedeutung hat und auf welche Bedeutung ich setze, ist eigentlich eine ganz normale Frage, über die wir auch miteinander am Grill oder an der Käsetheke sprechen können sollten," sagt der Theologieprofessor Sellmann.