Einbruch in Hagener Kirche

"Schmerzlicher Verlust"

In der Hagener Sankt-Antonius-Kirche wurden Reliquien des heiligen Antonius gestohlen. Pfarrer Christoph Schneider kann sich den Einbruch nicht erklären. Der Verlust der Reliquie sei überaus schmerzlich – der Materialwert aber gering.

Illustration: Einbruch in einer Kirche. / © Harald Oppitz (KNA)
Illustration: Einbruch in einer Kirche. / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie von diesem Verlust erfahren?

Pfarrer Christoph Schneider (Sankt-Antonius-Kirche, Hagen): Ich habe am Samstagmorgen davon erfahren. In der Nacht ist die Polizei informiert worden und hat den dort vor Ort befindlichen Priester vermutlich aus dem Bett geschellt. Der hat mir dann am Samstagmorgen Bescheid gegeben.

DOMRADIO.DE: Um welche Reliquie geht es?

Schneider: Es geht um eine Reliquie des heiligen Antonius von Padua. Die Kirche bei uns heißt auch "Antonius von Padua" und die Gemeinde war glücklich, Mitte der 90er Jahre dann tatsächlich auch eine Reliquie ihres Patrons zu bekommen.

DOMRADIO.DE: Wie sehr schmerzt Sie der Verlust?

Schneider: Ich finde das schon sehr schmerzlich und ich bin entsetzt, dass Menschen so etwas tun.

DOMRADIO.DE: Wie sehen denn diese Reliquien und das Behältnis aus? Wie groß und wie schwer war die Beute?

Schneider: Ich habe das Gefäß selbst nie in der Hand gehabt, weil es immer verschlossen und gesichert war. Es hat eine Grundfläche von 15 Zentimetern im Quadrat und ist zirka 20 Zentimeter hoch. Man muss sich das vorstellen wie so ein kleines Haus: Im Grunde gibt es einen Sockel, dann vier Eckpfeiler aus Silber. Zwischen den Eckpfeilern gibt es dann Glasscheiben, sodass man auch wirklich das Reliquiar sehen kann. Dann noch ein Dach im neugotischen Stil.

DOMRADIO.DE: Wurde sonst noch etwas gestohlen?

Schneider: Nein, das ist das Eigenartige. Gar nichts, auch nicht die Opferstöcke, in denen ja nicht viel zu holen wäre, aber immerhin ein bisschen. Das Geld, das man ja direkt umsetzen könnte, ist unbehelligt geblieben.

DOMRADIO.DE: Wie sind die Diebe vorgegangen? Was hat die Polizei zu den Spuren sagen können?

Schneider: Man kann die Spuren deutlich sehen. Die Diebe haben zunächst versucht, in eine Tür einzubrechen. Die ist aber sehr massiv, sodass sie da nicht durchgekommen sind. Dann haben sie eines unserer schönen Bleiglasfenster herausgeschlagen. Das ist ein kleineres Fenster, etwa 80 mal 50 Zentimeter hoch. Ein sehr korpulenter Mensch wäre da gar nicht durchgekommen. Diese Scheibe haben sie völlig herausgeschlagen und sind dadurch in die Kirche eingedrungen.

DOMRADIO.DE: Man fragt sich, was sich der Dieb dabei gedacht hat. Kann man die Schatulle und die Reliquie auf dem Schwarzmarkt verkaufen oder ist die Beute in Euro gar nicht so viel wert?

Schneider: Ob es einen Schwarzmarkt für Reliquien gibt, weiß ich nicht. Dieser Schrein war vergoldet und blinkte auch. Vielleicht haben die Diebe ja gedacht, dass es massives Gold ist und wer weiß wie viel wert sei. Das ist zurzeit meine Erklärung. Es ist vergoldetes Silber gewesen – im Grunde auch nur der Sockel, das Dach und die Eckpfeiler. Ich glaube nicht, dass das Gefäß 100 Euro Materialwert hat.

DOMRADIO.DE: Es handelt sich um die Reliquie des heiligen Antonius von Padua, der 1231 verstorben ist. Was bedeutet der Verlust denn für Ihre Gemeinde?

Schneider: Es ist für die Gemeinde wirklich schade. Menschen haben dort, in einem Seitenschiff der Kirche, gerne gebetet. Unsere Werktagsgottesdienste halten wir auch dort, sozusagen immer im Angesicht unseres Patrons. Dass das dann in Zukunft ein leerer Ort ist, ist schon sehr traurig. Menschen haben dort gebetet und ihre Anliegen vor Gott gebracht. Vor allem, wenn etwas verloren geht, ruft man gerne den heiligen Antonius an. Sie kennen das im Rheinland vielleicht: der "Klüngeltünnes". Ich habe immer wieder gesehen, dass nicht nur einfach so in der Kirche, sondern speziell dort im Seitenschiff Menschen gesessen, gekniet, gestanden und gebetet haben.

DOMRADIO.DE: Sie haben es gesagt: Der heilige Antonius wird besonders dann angerufen, wenn es um verlorene Dinge geht. Besteht da die erhöhte Hoffnung, dass die Reliquie irgendwie wieder ihren Weg zurück in Ihre Gemeinde findet?

Schneider: Es gibt sicher mehrere Möglichkeiten: Einerseits, dass die Polizei erfolgreich ist. Sie hat die Beschreibung eines Autos von dem Nachbarn bekommen, der auch die Polizei gerufen hat. Andererseits wäre es möglich, wenn die Diebe wirklich nur hinter dem Materialwert her sind, dass sie die Reliquien einfach irgendwo "entsorgen", sie gefunden werden und dann zurückkommen. Ich habe auch schon über die Lokalzeitung appelliert, man möge uns doch wenigstens die Reliquien zurückgeben und soll dieses Gefäß behalten.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR