Das Heidelberger Unternehmen Eluthia bringt am Donnerstag den ersten Bluttest auf den deutschen Markt, der Krankheiten wie Mukoviszidose, spinale Muskelatrophie, die Sichelzellkrankheit und Thalassämien beim Embryo in einem frühen Stadium der Krankheit erkennt.
Test ab der 11. Schwangerschaftswoche
Der Test mit dem Namen "Unity", bei dem aus dem Blut der Mutter DNA-Schnipsel des Ungeborenen isoliert werden, kann nach Angaben der Firma ab der 11. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Er soll zunächst 695 Euro kosten. Zur Bestimmung, ob der Embryo von einer der genetischen Defekte betroffen ist, wird zunächst geschaut, ob die Mutter eine Anlage für eine der Krankheiten hat. Nur dann kann das Kind betroffen sein.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das oberste Beschlussgremium im Gesundheitswesen, kritisierte die Markteinführung. "Hier handelt es sich um eine neue und zwar aus meiner Sicht ethisch bedenkliche Dimension in Richtung 'Designerbaby', die über die nicht-invasive pränatal Diagnostik von Trisomie weit hinausgeht", sagte der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken dem Bonner "General-Anzeiger" (Dienstag).
Bluttest auf Trisomien künftig zugelassen
Von Mukoviszidose ist in Deutschland eines von 3.300 Neugeborenen betroffen; rund 8.000 Menschen leben in der Bundesrepublik mit der Krankheit. Die Patienten haben im Verlauf ihres Lebens zunehmend Probleme mit der Atmung. Es gibt bislang noch keine Therapie, die die Krankheit ursächlich bekämpft. Während die meisten Patienten früher sehr jung starben, liegt die Lebenserwartung inzwischen bei rund 50 Jahren.
Mitte September hatte der G-BA entschieden, dass vorgeburtliche Bluttests auf Trisomien wie das Down-Syndrom künftig bei Risikoschwangerschaften von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden. Voraussetzung ist eine ärztliche Beratung.
Kommen weitere Bluttests auf den Markt?
Im Frühjahr hatte der Bundestag über die ethischen Folgen solcher Tests beraten. Experten erwarten, dass künftig Bluttests auf zahlreiche weitere Krankheitsrisiken angeboten werden. Befürworter verweisen auf die hohe Zuverlässigkeit der Tests und das geringere Risiko auf Fehlgeburten.
Kritiker wie die katholische Kirche und zahlreiche Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen warnen davor, dass eine beständige Ausweitung der nicht-invasiven Pränataldiagnostik (NIPD) zu einer zunehmenden Diskriminierung von Menschen mit Behinderung führen könnte.