Neues Klosterbuch für Schleswig-Holstein und Hamburg

Klöster als "große Kulturbereiter"

Zehn Jahre haben Forscher der Universität Kiel an einem Klosterregister und Buch über die Klostergeschichte in Norddeutschland gearbeitet. Entstanden sein ein Standardwerk für Wissenschaft und Laien. 

Bücher auf einer Kirchenbank / © Tom Goosens (shutterstock)
Bücher auf einer Kirchenbank / © Tom Goosens ( shutterstock )

Ein neues "Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg" gibt erstmals einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die Geschichte der Kloster- und Stiftskultur in Norddeutschland. Das zweibändige Werk wurde am Mittwoch in Berlin vorgestellt.

Der Betrachtungszeitraum reiche von den Anfängen klösterlichen Lebens im 9. Jahrhundert bis zur Aufhebung der Institutionen im Zuge der Reformation, sagte Herausgeber Oliver Auge der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Kiel.

59 Einzelartikel von insgesamt 64 Autoren stellten das einst vielschichtige Leben und Wirken von Klöstern, Stiften, Konventen und Domkapiteln nach neuestem Forschungsstand da, so der Direktor der Abteilung für Regionalgeschichte der Universität Kiel. Weiter enthalte das 1.600-seitige Buch größtenteils noch nicht publiziertes historisches Bildmaterial. Es verstehe sich als Standardwerk für Wissenschaft und Kulturarbeit, sei aber auch für interessierte Laien gedacht.

Kartäuser, Birgittinnen und Beginen

"Die Klöster sind große Kulturbereiter gewesen", erklärte Auge. Auch wenn die Christianisierung in Norddeutschland erst relativ spät stattgefunden habe, habe sie doch einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Bildung und Infrastruktur geleistet. Beispiele für das vielfältige Klosterleben der Region seien Niederlassungen der Franziskaner in Kiel, der Augustiner in Segeberg, der Kartäuser in Ahrensbök und der Birgittinnen in Mölln. Verbreitet seien auch Häuser der Beginen gewesen, Gemeinschaften christlicher Frauen, die aber keine Ordensgelübde ablegten. Allein in Lübeck habe es fünf solcher Einrichtungen gegeben. Herausragende Institution sei der heute nicht mehr vorhandene Hamburger Dom, dessen Baustil wegweisend für die Gotik in Norddeutschland gewesen sei.

"Wer den Roman 'Der Name der Rose' schätzt, muss nicht bis nach Italien fahren", sagte Auge. "Vom Franziskaner-Mönch, der in kaiserlicher Mission reist, bis hin zur Brandkatastrophe - das gab es alles auch in Norddeutschland."

Forscher der Universität Kiel haben eigenen Angaben nach insgesamt über zehn Jahre an der Erstellung eines Klosterregisters und des Klosterbuchs für Schleswig-Holstein und Hamburg gearbeitet. Neben Auge ist auch die Kunst- und Bauhistorikerin Katja Hillebrand Herausgeberin. Das Forschungsprojekt wurde von zahlreichen Stiftungen und Vereinen sowie von der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein gefördert.


Quelle:
KNA