Am Weltmissionssonntag hat Papst Franziskus alle Christen dazu aufgerufen, die Frohe Botschaft mit neuem Einsatz zu verkünden. Dabei sollten sie sich von den Konflikten in der Welt und den zerstörerischen Auswirkungen der Globalisierung nicht einschüchtern lassen, sondern hoffnungsvoll, geschwisterlich und beständig Zeugnis ablegen, sagte Franziskus bei seinem Angelus-Gebet am Sonntagmittag auf dem Petersplatz.
Zerstörerisches Gesicht der Globalisierung
Statt Solidarität und Respekt vor den Völkern zeige die Globalisierung heute ihr zerstörerisches Gesicht, sagte Franziskus beim Angelus-Gebet: Alte Machtkonflikte dauerten an, die Kriege anheizten und den Planeten zerstörten. Angesichts dieser Weltlage seien die Christen dazu aufgerufen, die Frohbotschaft Jesu zu leben und somit der Sünde, Angst und Feindseligkeit in der Welt entschieden Barmherzigkeit, Hoffnung und Geschwisterlichkeit entgegenzusetzen, so der Papst.
"Es geht darum, den Aufruf zu hören, der an alle Völker und an all jene ergeht, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Die Kraft und der Wunsch zur Mission kommen aus der mit Glauben und Liebe gelebten Geschwisterlichkeit. Die Geschwisterlichkeit nur in unserem eigenen geschlossenen Kreis zu leben bedeutet, den Geist zu ersticken, der uns vereint und uns allen verkünden lässt, dass Christus unser Friede ist und in Ihm jede Spaltung überwunden wird. In Ihm allein liegt das Heil eines jeden Menschen und eines jeden Volkes."
Apostolisches Schreiben Maximum illud vor 100 Jahren
Der Weltmissionssonntag, der auf Weltkirchenebene an diesem Sonntag begangen wird, sei eine gute Gelegenheit für jeden Getauften, sein Engagement bei der Verkündigung zu erneuern und sich von Selbstbezogenheit und pastoralem Pessimismus zu befreien. Franziskus erinnerte an die Botschaft Benedikt XV., der vor etwa einhundert Jahren mit seinem Apostolischen Schreiben Maximum illud die katholische Mission grundlegend neu ausrichtete.
"Er hatte das Bedürfnis verspürt, die Mission in der Welt neu am Evangelium auszurichten, um sie von jeder kolonialen Verkrustung zu reinigen und gegen die expansionistischen Bestrebungen der europäischen Nationen gefeit zu machen. Auch in dem veränderten Kontext unserer Zeit ist die Botschaft Benedikts XV. noch immer relevant. Sie hilft uns, der Versuchung jeder selbstreferenziellen Schließung und jeder Form von pastoralem Pessimismus zu widerstehen, macht uns aufgeschlossen für die freudige Neuheit des Evangeliums."
Benedikt XV. forderte eine bessere Vorbereitung der Missionare, Berücksichtigung und Respekt für kulturelle und nationale Eigenheiten der Völker sowie die Ausbildung eines einheimischen Klerus.
Keinen Bereich menschlichen Daseins ausgrenzen
Wesentlich für die Mission seien ein Zeugnis, das "keinen Bereich des menschlichen Daseins ausschließt", so der Papst mit Verweis auf die Paulusworte an Timotheus: "Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung!" (2Tm 4,2). Dieses Anliegen des heiligen Paulus sollten sich alle Nachfolger Jesu zueigen machen, appellierte Franziskus - "inmitten dieser Menschheit, die manchmal widersprüchlich ist, von Gott aber doch unendlich geliebt wird."
Kraft aus dem Gebet schöpfen
Weitere Quelle der Mission sei das Gebet als "erste Kraft der Verkündigung", hielt der Papst weiter fest: "Missionare sind vor allem Männer und Frauen des Gebets, die ihren Glauben aus dem ständigen Verbunden-Sein mit dem Herrn nähren, um sich den Schwierigkeiten der Evangelisierung stellen zu können. Und das Gebet ist auch die beste Unterstützung, die das Volk Gottes den Missionaren geben kann, reich an Zuneigung und Dankbarkeit für ihre schwierige Aufgabe, das Licht und die Gnade des Evangeliums zu verkünden und all jenen zu bringen, die es noch nicht empfangen haben. - Maria, Mutter aller Völker, begleite und schütze die Missionare des Evangeliums jeden Tag!"
Jeder habe von Gott eine Mission, so das Kirchenoberhaupt. Es gehe nicht bloß darum zu bekehren, sondern "in Liebe anzubieten, was wir selber aus Liebe empfangen haben". Für die Verkündigung seiner Botschaft habe Jesus nur eine einzige Institution geschaffen: die Jüngerschaft. Allerdings müsse man Jünger - Anhänger und Anwalt - der Sache Jesu sein und nicht der eigenen.
Mit Liebe auf Menschen zugehen
Aufgabe der Mission jedes einzelnen sei es, den Glauben schlicht, aber selbstbewusst "zu bezeugen: trösten, aufrichten, raten". "Nur Mut, Jesus erwartet viel von uns", so Franziskus. "Gehen wir ohne Angst auf alle Menschen zu, Gott schließt niemanden aus." Allerdings gebe es keinen Anspruch darauf, von anderen deswegen Anerkennung zu erfahren.
Die Fürbitten bei dem Gottesdienst zum Sonntag der Weltmission wurden auf Spanisch, Hindi, dem westafrikanischen Yoruba, Portugiesisch und Chinesisch vorgetragen. Die weitgehend lateinischen liturgischen Gesänge trug ein Indigenen-Chor aus Bolivien vor. Der Sonntag der Weltmission wird am dritten Sonntag im Oktober gefeiert.
Mut zu selbstbewusstem Glaubenszeugnis
Franziskus will mit dem Monat der Mission alle Gläubigen, nicht nur Priester und Ordensleute, zu einem selbstbewussteren Glaubenszeugnis ermutigen. Das Internationale Katholische Missionswerk missio in Aachen und das Internationale Katholische Missionswerk missio in München tragen in Deutschland gemeinsam die jährliche Kampagne zum "Sonntag der Weltmission" in Deutschland.