Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert Auszüge nach einer Arbeitsübersetzung des Vatikan:
Wie oft errichten diejenigen, die vorne dran stehen, Mauern, um die Distanz zu vergrößern, so wie es der Pharisäer gegenüber dem Zöllner tut, und drängen die anderen so noch mehr an den Rand. Oder jemand verachtet ihre Traditionen, ignoriert ihre Geschichten, besetzt ihre Territorien und bemächtigt sich ihrer Güter, weil er die Eigentümer für rückständig und unbedeutend hält. Wie viel vermeintliche Überlegenheit, die sich in Unterdrückung und Ausbeutung verwandelt - auch heute! Das haben wir auch auf der Synode gesehen, als wir über Ausbeutung der Schöpfung, der Menschen, der Bewohner Amazoniens, über Menschenhandel sprachen.
Die Fehler in der Vergangenheit waren nicht genug, um damit aufzuhören, die anderen auszuplündern und unseren Geschwistern wie auch unserer Schwester Erde Wunden zuzufügen: Das haben wir am vernarbten Antlitz Amazoniens gesehen. Die Religion des Ich geht weiter; heuchlerisch in ihren Riten und Gebeten - viele sind Katholiken, sie nennen sich katholisch, aber haben vergessen, christlich und menschlich zu sein -, vergisst sie den wahren Gottesdienst, der niemals die Nächstenliebe außer Acht lässt.
Die Religion des Ich geht weiter
Auch manche Christen, die am Sonntag beten und zur Messe gehen, frönen dieser Religion des Ich. Wir können in uns gehen und schauen, ob auch wir jemanden als minderwertig oder als wertlos ansehen, selbst, wenn das nur in unserer Wortwahl geschieht. Lasst uns um die Gnade bitten, dass wir uns nicht für besser halten, dass wir nicht meinen, bei uns sei alles in Ordnung, dass wir nicht zynisch und spöttisch werden. Bitten wir Jesus, uns davon zu heilen, dass wir über andere schlecht reden und über sie klagen, dass wir jemanden verachten: Das sind Dinge, die Gott nicht gefallen. (...)
Während das Gebet derer, die sich für gerecht halten, auf der Erde bleibt, weil es von der Schwerkraft des Egoismus unten gehalten wird, steigt das Gebet der Armen direkt zu Gott auf. Der Glaubenssinn des Volkes Gottes hat in den Armen "die Pförtner des Himmels" gesehen ...: Sie sind es, die uns die Türen des ewigen Lebens öffnen werden oder nicht, sie, die sich in diesem Leben nicht als die Herren sahen, die sich nicht vor andere hingestellt haben, die nur in Gott ihren Reichtum hatten. Sie sind lebendige Ikonen der christlichen Prophetie.
Schöpfung als hütendes Haus bewohnen
In dieser Synode hatten wir die Gnade, die Stimmen der Armen zu hören und über die Unsicherheit ihres Lebens nachzudenken, das von räuberischen Entwicklungsmodellen bedroht ist. Doch gerade in dieser Situation haben viele uns bezeugt, dass es möglich ist, die Realität auf andere Art zu betrachten und sie mit offenen Händen als Geschenk anzunehmen, die Schöpfung nicht auszubeuten, sondern als ein zu hütendes Haus zu bewohnen und auf Gott zu vertrauen.
Er ist Vater und wird, so wieder das Buch Jesus Sirach, "die Bitte eines ungerecht Behandelten" erhören. Wie oft werden auch in der Kirche die Stimmen der Armen nicht gehört, vielleicht sogar verspottet oder zum Schweigen gebracht, weil sie unbequem sind. Bitten wir um die Gnade, den Schrei der Armen zu hören: Das ist der Schrei der Hoffnung der Kirche. Der Schrei der Armen ist der Schrei der Hoffnung der Kirche. Wenn wir ihren Schrei zu dem unsrigen machen, seien wir gewiss, dass auch unser Gebet durch die Wolken dringt.