DOMRADIO.DE: Die Amazonas-Synode ist beendet. Die Ergebnisse sorgen für Schlagzeilen. Sind Sie damit zufrieden, wenn Sie das komplett betrachten?
Pater Michael Heinz (Hauptgeschäftsführer von Adveniat): Ja, ich muss sagen, dass ich sehr zufrieden bin, da sowohl der Aspekt der integralen Ökologie darin steht als auch neue Wege aufgezeigt wurden, was ja ein großes Anliegen des Papstes war. Es sind viele Türen geöffnet worden und jetzt muss natürlich der Prozess weitergehen, der schon vor zwei Jahren angefangen hat. Ich denke, dass wir einiges davon umsetzen können.
DOMRADIO.DE: Was wird für die Menschen im Amazonas das Ausschlaggebende sein?
Heinz: Für die Menschen ist ganz sicher das Thema Umweltschutz und Schutz der Personen wichtig, die sich ja jetzt schon für die indigenen Völker einsetzen. Das war ein sehr wichtiger Punkt – der auch mehrmals während der ersten Woche thematisiert wurde – dafür zu sorgen, dass die, die sich für andere einsetzen, sicher sind. Allgemein ist es wichtig, dass wir mit Laudato si, der Umwelt- und Sozialenzyklika, in Lateinamerika weiterkommen. Das wird sicherlich viele Impulse in die Ortskirchen hineingeben.
DOMRADIO.DE: In den Medien wird jetzt hauptsächlich über die Frage der "viri probati" diskutiert: Was sagen Sie, welche Rolle spielt das für die Gemeinden am Amazonas?
Heinz: Auch da ist die Tür ja offen. Ich denke, das wird aber noch eine Zeit lang dauern, da die Personen, die in Zukunft geweiht werden, sich erst einmal vorbereiten müssen. Es wurde ja erst einmal an die Ständigen Diakone gedacht, die schon verheiratet sind. Ich weiß von einigen Bischöfen, dass sie ein Programm machen möchten, um sie in zwei oder drei Jahren vorzubereiten. Die ersten Anträge an den Papst werden gemacht. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess, der erst einmal umgesetzt werden muss.
DOMRADIO.DE: Wenn wir uns das Dokument anschauen, was wird das für Sie und Ihre Arbeit mit Adveniat bedeuten? Wird sich da etwas ändern?
Heinz: Für Adveniat war der Amazonas immer schon ein großer Schwerpunkt. Wir hatten in den letzten Jahren zwischen 3,5 und 4 Millionen Euro dafür ausgegeben in 200 bis 250 Projekte jedes Jahr. Ich denke, dass dieser Schwerpunkt noch einmal verstärkt werden wird. Es haben auch schon einige Bischöfe mit mir geredet, um vor allem Aus- und Weiterbildungsprojekte voranzubringen.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie auf die letzten drei Wochen zurückblicken: Sie waren als Experte bei den Abstimmungen dabei. Gibt es irgendeinen Moment, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist. Hat Sie irgendetwas überrascht?
Heinz: Für mich war die große Offenheit alle Themen anzusprechen ein wirklich sehr wichtiger Moment. Da habe ich gedacht, da ist Kirche auf dem richtigen Weg und geht auch andere Wege. Das hätte ich nicht so erwartet. Ich muss sagen, das ist wirklich eine andere Art Kirche zu sein. Im Dokument finde ich auch sehr viel von dem wieder, was wir in den Gruppen diskutiert haben.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.