Was wird an Allerheiligen gefeiert?

Ein Heiliger für jeden Tag

Der christliche Heiligenkalender gliederte einst den Jahreslauf, das Arbeits- und Familienleben. An Allerheiligen wird aller Menschen gedacht, die nach katholischer Auffassung bereits in Gemeinschaft mit Gott leben.

Autor/in:
Christoph Arens
Am 1. November ist der katholische Feiertag Allerheiligen, an dem der Verstorbenen gedacht wird / © Alexander Heinl (dpa)
Am 1. November ist der katholische Feiertag Allerheiligen, an dem der Verstorbenen gedacht wird / © Alexander Heinl ( dpa )

Wenn der Papst Menschen heilig spricht, reicht die Aufmerksamkeit nur selten über katholische Kirchenkreise hinaus. Anders war das Mitte Oktober: Ein Tweet von Papst Franziskus über fünf neue Heilige sorgte für Begeisterung bei US-Football-Fans. Denn die päpstliche Kurznachricht war mit #Saints versehen. Was das Kirchenoberhaupt nicht bedachte: Der Hashtag generiert automatisch das Logo der US-amerikanischen Football-Profi-Mannschaft New Orleans Saints. Mittlerweile sammelte die Twitter-Nachricht des Papstes deshalb weltweit mehr als 100.000 Likes.

Nicht nur das Fest der Heiliggesprochenen

Was diese Likes in der digitalen Welt ausdrücken, geschieht am Allerheiligentag in der katholischen Kirche auf andere Weise. Jeweils am 1. November bekennt die Kirche, "dass es eine große Schar von Menschen gibt aus allen Zeiten und Völkern, deren Leben für immer und ewig geglückt ist". Von ihnen nimmt die Kirche an, dass sie die Gemeinschaft mit Gott erreicht haben. Allerheiligen ist dabei nicht nur das Fest der offiziell Heiliggesprochenen.

Das Allerheiligenfest ist mehr als 1.500 Jahre alt: Weil die Christen in den ersten Jahrhunderten immer mehr Märtyrer und Heilige verehrten, war es schon bald unmöglich, jeden einzelnen an einem bestimmten Tag im Jahr zu feiern. Deshalb begann die östliche Kirche schon Anfang des 4. Jahrhunderts, Allerheiligenfeste zu feiern.

In der westlichen römischen Kirche legte Papst Gregor IV. im Jahr 835 das Fest auf den 1. November. Bis heute gilt Allerheiligen als einer der Höhepunkte im katholischen Kirchenjahr. Die Priester tragen weiße Gewänder; mit der liturgischen Farbe sollen Reinheit und Freude symbolisiert werden. In der evangelischen Kirche wird Allerheiligen nicht gefeiert, da es keine Heiligenverehrung gibt.

Heiligenfeste geben dem Jahr Rhythmus

Daneben bildete sich seit dem Mittelalter ein fester Heiligenkalender heraus, der an jedem Tag ausdrücklich an wichtige Heilige erinnert: der heilige Josef am 19. März, Peter und Paul am 29. Juni, Jakobus am 25. Juli, Martin am 11. November oder Stefanus am 26. Dezember.

Ebenso wie die großen kirchlichen Themen-Feste - Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt oder Weihnachten - gliederten die Heiligenfeste fortan das Jahr: Am Martinstag oder an Mariä Lichtmess am 2. Februar erhielten Knechte und Mägde den Jahreslohn. Heiligenfeste markierten den Start oder das Ende der Feldarbeit. Sie verbanden sich mit Wetterphänomenen: Die Eisheiligen im Mai und die Siebenschläfer im Juni gelten bis heute als halbwegs verlässliche Wetterpropheten.

Auch im Familienleben spielte der Heiligenkalender eine große Rolle. Zumindest in katholischen Regionen war der Namenstag lange wichtiger als der Geburtstag. Kinder wurden der Fürsorge des Heiligen empfohlen, der ihr Namenspatron war. Mittlerweile haben die Geburtstage allerdings die Namenstage an Bedeutung weit überholt - obwohl manche Zeitung und auch der Blumenhandel weiterhin an die Namenspatrone erinnern.

Heiligsprechungsrekord hält Franziskus

Die Zahl der offiziell heiliggesprochenen Menschen hat unterdessen zuletzt stark zugenommen: 6.650 Heilige und Selige sowie 7.400 bei Christenverfolgungen getötete Märtyrer listete das vatikanische Heiligengesamtverzeichnis "Martyrologium Romanum" in seiner letzten Ausgabe von 2004 auf. Dabei ist es nicht geblieben - denn auch nach der Ära von Johannes Paul II. (1978-2005) sprachen seine Nachfolger Benedikt XVI. und Franziskus Hunderte Märtyrer und Vorbilder selig oder heilig.

Franziskus hält eine Art "Heiligsprechungsrekord" - den er allerdings von seinem Vorgänger erbte: Er kanonisierte im Mai 2013, gleich zu Beginn seines Pontifikats, den Italiener Antonio Primaldo und seine 800 Gefährten, die 1480 in der Hafenstadt Otranto durch osmanische Soldaten ermordet worden waren. Noch nie in der Kirchengeschichte wurde eine so große Zahl an neuen Heiligen proklamiert.

Überhaupt waren die Päpste der vergangenen Jahrhunderte ziemlich zurückhaltend mit Heiligsprechungen gewesen. Erst Johannes Paul II., der Papst aus dem kommunistischen Polen, hatte den Wunsch, den Menschen des ausgehenden 20. Jahrhunderts zahlreiche neue Vorbilder zu geben. Die Maschinerie der massenhaft angelaufenen Prozesse lief auch unter Benedikt XVI. und Franziskus weiter.

 

Papst Franziskus grüßt die Menschen während der Generalaudienz / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Papst Franziskus grüßt die Menschen während der Generalaudienz / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

 

Blick während der Heiligsprechungsfeier auf den Petersplatz / © Giuseppe Lami (dpa)
Blick während der Heiligsprechungsfeier auf den Petersplatz / © Giuseppe Lami ( dpa )
Quelle:
KNA
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