Bischof Feige mahnt zu mehr Demokratie

"Menschen zu jeder Zeit verführbar"

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat dazu aufgerufen, die Bürger stärker in demokratische Prozesse einzubeziehen. Ein Teil der Bevölkerung fühle sich offenbar von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen oder fremdbestimmt.

Stimmenauszählung nach einer Wahl / © Peter Steffen (dpa)
Stimmenauszählung nach einer Wahl / © Peter Steffen ( dpa )

"Es scheint in der Bevölkerung einen Teil zu geben, der sich wieder nach einem stärkeren Führer sehnt. Nach Autoritäten, die den Weg weisen, die die Probleme lösen. Das ruft dazu auf, die Demokratie verständlicher zu leben. Menschen müssen mehr einbezogen werden", sagte Feige der Magdeburger "Volksstimme" (Dienstag).

Demokratie ein "zerbrechliches Gut"

Die Entwicklung der zurückliegenden Jahre habe ihm klar gemacht, "dass Menschen zu jeder Zeit verführbar sein können", so Feige weiter. "Bis vor einiger Zeit war es mir nicht verständlich, wie es im Deutschen Reich zur Machtergreifung durch die Nazis, zum Zweiten Weltkrieg und zur Vernichtung der Juden kommen konnte. Inzwischen ahne ich, dass so etwas auch heute nicht absolut unmöglich erscheint. Das kann immer wieder passieren."

Die Demokratie sei "ein kostbares, sie ist aber auch ein gefährdetes, sehr zerbrechliches Gut", betonte der Bischof. Es mache ihm "große Sorgen, dass die Polarisierung in der Gesellschaft zugenommen hat".

Es gebe immer mehr Hass und Hetze, die Menschen entwickelten Feindbilder und Verschwörungstheorien.

Der Staat sei in der Pflicht, alle seine Mittel einzusetzen, um auch weiterhin die Würde des Menschen garantieren zu können, mahnte Feige. "Dazu gehört auch, Straftäter mit aller Konsequenz zu verfolgen und zu bestrafen. Und da kann es nicht sein, dass manche nie bestraft werden, weil es zu wenig Richter gibt."

Besorgnis über "große Zahl der Wechselwähler"

Mit Blick auf die zurückliegenden Landtagswahlen sagte der Bischof, dass die "große Zahl der Wechselwähler" - etwa von den Linken zur AfD - die Demokratie in ihren Grundfesten erschüttere. "Vor allem fragt man sich: Welche Werte tragen die Leute vor sich her, wenn es so leicht ist, von einer Seite zur anderen zu wechseln? Nach der Wende gab es dafür zwei Bezeichnungen: Betonköpfe oder Wendehälse."

Zwischen dem offiziellen Programm der AfD und den christlichen Grundsätzen gebe es "große Diskrepanzen", so Feige. "Die liegen im Menschenbild, der unteilbaren Würde aller Menschen." Auch bei den Themen Gemeinwohl, Offenheit oder Toleranz gebe es markante Unterschiede. Ob die Ideen der Partei mit dem Evangelium vereinbar seien, müsse jeder selbst vor seinem Gewissen entscheiden.

 


Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA
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